Transafrika Teil 9: Oman III

Zum Kapitel 1 mit allgemeinen Überlegungen zur Routenwahl, Griechenland und Westliche/Zentraltürkei: Transafrika: Ein Versuch
Zum Kapitel 2: Transafrika – Teil 2: Türkei zwischen Euphrat und Tigris
Zum Kapitel 3: Transafrika – Teil 3: Nordirak (Kurdistan)
Zum Kapitel 4: Transafrika – Teil 4: Zentral- und Südirak
Zum Kapitel 5: Transafrika – Teil 5: Kuwait und Saudi-Arabien, Teil 1
Zum Kapitel 6: Transafrika – Teil 6: Saudi-Arabien, Teil 2
Zum Kapitel 7: Transafrika – Teil 7: Oman I
Zum Kapitel 8: Transafrika – Teil 8: Oman II

13.-14.02.2023:
Ich bleibe noch ein paar Tage in Salalah, genieße die Annehmlichkeiten der guten Hotels und die tropischen Früchte, darunter Papayas, Mangos, sogar Jackfruit und Sapotas im Überfluß.

Die Fischer haben gut zu tun. Mich erbarmen ihre Toyotas, die das korrosive Meerwasser abkriegen. Aber diese Autos sind halt echte Arbeitstiere:

Ich hatte übrigens gar nicht gewußt, dass das Silicon Valley hier ist (Wadi = Valley)

Ansonsten kommt man sich oft vor wie in Lahore oder Islamabad:


Obwohl mir Salalah gut gefällt muß ich mich losreißen. Zuhause kehrt der Frühling ein, hier wird es immer heißer.
Die Einheimischen nennen es trotzdem noch immer „Winter“ ohne die Miene zu verziehen.

Der südlichste Punkt meiner Reise auf der Arabischen Halbinsel ist erreicht und jetzt drehe ich Luxi’s Kühlergrill zurück nach Norden, in Richtung der 1000 km entfernten Hauptstadt Muscat.

Salalah verlassend, fahre ich auf den ersten paar hundert Kilometern die schöne Küstenstraße retour die ich gekommen bin.
Ab und zu lädt ein Wasserfall an der Straße zum Verweilen im Schatten ein, wie der Natif waterfall:


Ich passiere wunderbare, einsame Strände mit kristallklarem, warmem Wasser …

… und manchmal wuchtet sich die Straße spektakulär aufs Küstenplateau hoch.


Dann verlasse ich die Küstenstrasse und fahre im Landesinneren, entlang der großen Rub-al_Khali Wüste.
Hier, weit entfernt vom Indischen Ozean mit seiner temperaturausgleichenden Wirkung wird’s nachts kühler als am Meer, nachmittags aber deutlich wärmer:

Ich quere Ölfelder, die bis hinter den Horizont reichen. Sie ermöglichen den meisten Omanis ein finanziell sorgloses Leben.

Interessanterweise kommt der Strom für die Förderpumpen aus mehreren Solarkraftwerken hier in der Gegend. Es gibt riesige PV-Anlagen aber auch ein Solarwärmekraftwerk. Sowas hab ich noch nie in Natura gesehen und natürlich schleiche ich mich da rein. Es war nicht abgesperrt und Schilder hab ich auch keine gesehen, ich schwöre! 🙂
Bis die Security gemerkt hat was ich hier mache bin ich fast schon wieder weg. Ein besonders hartnäckiger will dass ich die Fotos am Handy lösche aber ich kann auch ganz schön stur sein.
Verhaften kann er mich eh nicht, also …

Es geht meist durch langweilige Wüstenebenen, der Wind aus Süden trägt einigen Sand auf die Fahrbahn.

Ich übernachte bei kleinen Dünen abseits der Autobahn.

Nachts Millionen Sterne samt Sternschnuppen.

16.02.2023:
Morgens dichter Nebel!
Nachdem er sich um 10 Uhr endlich gelichtet hat fahre ich ein paar Kilometer in die große Sandkiste:

Irgendwann hat der kleine Maxi genug vom Sandspielen und ich nehme eine kleine Tour in Angriff, die die Lila Pistenkuh dankenswerterweise entdeckt und online gestellt hat.
Es geht von der Autobahn ein paar Kilometer ab und in ein Wadi das sich entlang eines Felsabbruchs schlängelt.
Die Kalk- und Kreidefelsen sind eine herrliche Abwechslung, einige der schönsten Übernachtungsplätze des Oman finden sich hier.
Es sieht in Natura viel besser aus als auf den Bildern.

Dazu ein Wüstenfuchs und abends ein Prachtstück von Eule die keine 40 Meter von mir entfernt lautlos durch den Abend gleitet und die ich mit dem Fernglas wunderbar auf ihrem Ansitz beobachten kann.

17.02.2023:
Heute keine Spur von Nebel wie gestern – im Gegenteil: Morgens um 9:30 Uhr ist es bereits unerträglich heiß, ich brauche etwas Fahrtwind.
Die Temperaturen gelten für den Schatten. Den gibt’s hier aber nirgendwo.

Es geht weiter entlang der Wadi-Abbruchkante. Sie ist nicht sehr hoch aber es ergeben sich immer wieder wunderbare Blicke und lustige Formen wie z.B. Kalkpilze:

Kurz bevor es wieder auf die Autobahn geht, ein alter Bohrturm …

… dann durch unspektakuläre Wüstensteppe weiter nach Norden.

„Lasst uns shoppen gehen, Mädels!“
„Kommt nicht in Frage. Erst ins Restaurant, ich ste-erbe vor Hunger!“

Während sich die Kameldamen bei der Affenhitze bestimmt wohlfühlen, entkomme ich derselben erst in einem Hotelpool bei Nizwa, natürlich mit Gin&Tonic.

18.02.2023:
Nizwa ist bei in- und ausländischen Touristen recht beliebt. Die großteils renovierte Altstadt zieht die Besucher in Scharen an.
Trotzdem hat die Stadt einiges von ihrer Natürlichkeit bewahrt, hier ein paar Schnappschüsse vom Souk und den Menschen:

Der Hit für mich ist aber der Steyr-Puch Pinzgauer, den sich ein paar Omanis hergerichtet haben.
Ersatzteile bestellen sie immer aus Österreich. Mash’allah!!!

Ein weiterer kurzer Stop beim verfallenden Lehmort Birkat al Mouz (übersetzt: Bananensee).
Bananen wachsen hier in den Palmgärten, einen See sucht man jedoch vergeblich.

Dann windet sich die Autobahn entlang schroffer Berge in allen erdenklichen Braunschattierungen und spuckt mich nahe Muscat aus.
Zuvor muß ich aber noch bei einer sehr netten einheimischen Familie Obst und Datteln essen und omanischen Kaffee trinken. Die hätten mich sonst echt nicht weiterfahren lassen.
Auch eine Art der „Entführung“ 🙂

19.02.2023:
Ich verbringe den Tag mit der Suche nach Fahrzeugbauern, die die Wohnkabine reparieren können.
In den vergangenen Wochen habe ich immer bei den Einheimischen herumgefragt ob jemand jemanden weiß, der jemanden kennt, …
Man kommt mit den Omanis sehr schnell ins Gespräch mit so einem Auto wie Luxi.

Einer dieser Gesprächspartner hat mir einen Tipp gegeben der sehr vielversprechend aussieht. Und tatsächlich (es ist der zweite Fahrzeugbauer den ich mir ansehe) macht dieser einen sehr guten Eindruck.
Er baut nur Wohnmobile und Vans, nichts anderes. Das ist schon mal gut.
Wohnmobilspezifische Teile wie Fenster, Gaskocher, Zubehör usw. hat er auch.

Außerdem verfügt er in etwa 30 km Entfernung über eine große nagelneue Werkstatt in deren Halle Luxi über den Sommer stehen bleiben könnte. Damit hätte ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Morgen bekomme ich den Kostenvoranschlag. Läuft.

Ich finde, etwas Entspannung habe ich mir jetzt verdient.
Da gibt es ein Hotel etwa 45km außerhalb von Muscat, das gemäß dem Reiseführer das beste Hotel des gesamten Nahen und Mittleren Ostens sein soll. Viele Preise hätte es abgeräumt.
Dieses Al Bustan Palace Hotel sehe ich mir jetzt an.

Auf dem Weg dorthin komme ich am Regierungsviertel vorbei. Pompös ist ein Hilfsausdruck. Für manche Jachten im Hafen gilt das genauso.

Dann also ins 5***** Hotel. Von außen ein enttäuschender Anblick. Die Architektur im Stil der 80er Jahre trifft nicht wirklich meinen Geschmack.

Ganz furchtbar die Lobby: Man wähnt sich in einer Moschee.
Von der 38 Meter hohen Eingangshalle mit teils kitschigen Sofas hängen Swarovski Luster, die das ganze nicht besser machen.

Die Pool Area ist hingegen gelungen und ich habe Spaß mit dem kamerunischen Barkeeper der Poolbar.
Noch besser dann das Buffet. So etwas gelungenes habe ich noch nicht erlebt.
Vom Allerfeinsten!
Der Patissier ist ein Genie, ich muss mir zwei mal einen großen Teller der süßen Köstlichkeiten holen und kann anschließend nur noch schleppend die paar Meter zu Luxi zurücklegen.

20.02.2023:
Der Jachthafen nahe dem Al Bustan Palace hat einen kleinen aber feinen Strand, wo ich den Tag verbringe.
Die Temperaturen sind hier am Meer wieder moderat: Nachts um die 20°C, tagsüber knapp 30 °C im Schatten.

Abends wäre ich echt versucht gewesen nochmal ins Hotel zu gehen – aber die Kalorien!!
Stattdessen in ein einfaches aber authentisches indisches vegetarisches Restaurant: Unter anderem hervorragende Masala Dhosa, ganz genau so wie in Indien.

21.-23.02.2023:
Stefans Eltern haben mir netterweise eine Flasche Gin mitgebracht. Genial!
Die nächsten Sundowner sind gesichert.

Ich lege ein paar ruhige Tage ein: Baden und viel gutes Essen (u.a. nochmals ins Bustan Palace Hotel für ein geniales Seafood-Buffet mit Austern, Hummer, Langusten, Krebsen, …)

Apropos Seafood:
Hier ein paar Schnappschüsse vom Fisch- und Obstmarkt in Muttrah.

24.02.2023:
Heute mal eine kleine Wanderung über die schroffen Berge, als kleine Einstimmung auf zuhause sozusagen.
In dem rauen Kalkgestein verbergen sich unzählige versteinerte Muscheln, Schnecken und sogar Seeigel.

Nächste Woche fliege ich heim.
Allen die meinen kleinen Blog bisher verfolgt haben danke ich für das virtuelle mit dabei sein.
Ganz besonders haben mich die Anrufe gefreut!!
Im Spätherbst 2023 geht’s weiter, der Flug nach Muscat ist bereits gebucht.
Afrika wartet!

25.02.2023:
Noch eine Sache: Es ist mir ein wirklich sehr, sehr großes Anliegen den Leuten zu danken, die diesen ersten Abschnitt der Reise zu etwas besonderem gemacht haben.
All den Mohammads, Achmeds, Alis, Farhads, Abdulaziz, Safis und wie sie alle heißen.
Eure Gastfreundschaft im Irak, Kuwait, Saudi Arabien und im Oman war un-glaub-lich!

Last but not least möchte ich all den Indern, Pakistanis, Bangladeshis und Yemenis hier danken. Das sind diejenigen welche die Länder auf der Arabischen Halbinsel überhaupt erst am Laufen halten.
Die Köche, Putzkräfte, Traktorfahrer, Tankwarte, Baustellenhackler, Reifenflicker, Ölarbeiter und Elektroinstallateure die in der Hitze teils in Overalls arbeiten müssen. Die immer freundlich sind, sich über eine nette Geste wahnsinnig freuen und die eigentlich die wahren Helden sind.
Sie, die sich nur alle paar Jahre den Flug nach Hause leisten können, die ihre Kinder fast nur auf Handybildschirmen aufwachsen sehen – sofern sie überhaupt eine Familie haben.

Stellvertretend für all diese Menschen soll das Bild von Sikander aus Bombay stehen, den ich heute morgen bei meinem Übernachtungsplatz getroffen habe: Seit 8 Jahren hier, alle 2 Jahre fliegt er kurz heim um seine Mutter und 5 Geschwister zu sehen.

Mich, den vergleichsweise unermesslich reichen Europäer anzubetteln würde ihm nicht mal im Traum einfallen.
Er lächelt mich an und wünscht mir einen schönen Tag.

DANKE!

Stay tuned … Fortsetzung folgt in Kürze

DIESER BEITRAG WIRD DERZEIT LIVE BEARBEITET !!!

Die folgende Karte beinhaltet die bisherigen Fahrten (lt. GPS-Aufzeichnung).
Die Karte ist zoom- und verschiebbar.

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2 Antworten zu Transafrika Teil 9: Oman III

  1. Heidi sagt:

    Oiso – wenn ich mir die Völlerei so überlege, kommt dir die Fastenzeit, die morgen beginnt, eh gut zupass 😊. Unsicher ist wahrscheinlich noch, ob du dich davon beeinflussen lässt. Vielleicht ziehen dich aber die derzeitigen wunderbaren Firnhänge ja doch bald heim.

  2. Helmut sagt:

    Lieber Max, danke für die vielen genialen Geschichten, Bilder und Abenteuer. Nicht bei allen wäre ich gerne mit dabei gewesen ;-), aber bei vielen schon! Wunderbar, bei deinen Berichten ein wenig den Alltag hint an zu lassen und zu träumen! Gute Heimfahrt und alles Gute! Heli