Transafrika: Ein Versuch

Frühling 2022: Meine Reisepläne für Ende des Jahres reifen schön langsam.
Es wird nicht der kürzeste Weg nach Südafrika werden, aber bestimmt ein interessanter. Da lege ich mich schon mal fest 🙂 Wie gewaltig groß dieser Kontinent ist! Und wie sehr er auf den bisherigen Reisen mein Herz höherschlagen ließ. Einmal Afrika komplett von Nord nach Süd unter die Räder zu nehmen, diesen Traum möchte ich mir erfüllen: Von der Sahara in die Serengeti, vom Nil in die Namib oder – ganz im Stil der ersten Auto-Expeditionsreisenden – „von Kairo ans Kap“. In meinem Fall halt „von Salzburg ans Kap“.

In Afrika ist alles groß. Die Distanzen, die Wüsten, die Wälder, die Tiere – aber auch die Städte, die Korruption, die Krisengebiete. 

Hier ein paar offensichtliche FAQs. Weitere Fragen beantworte ich gerne, siehe Kontaktseite.

Wann soll es losgehen?
Vermutlich im September 2022, mit ein paar Wochen relaxen in Griechenland als Auftakt.

Wann wird die Reise enden?
Mal sehen. Es ist open-end. Höchstwahrscheinlich parke ich das Fahrzeug zwischendurch mal für eine gewisse Zeit irgendwo und fliege zurück nach Österreich. Immer vorausgesetzt, die Karre gibt nicht vorher den Geist auf.

Womit?
Der gute alte Luxi soll mich durch 18 Länder (oder so) tragen. Es handelt sich um einen 1987er Toyota Hilux mit einem ebenso alten Bimobilaufbau als Wohn-Schneckenhaus. Abgesehen von den Griechenland-Urlauben hat er sich bisher in Tunesien, Syrien und im Iran beweisen dürfen.
Ein zuverlässiges Fahrzeug, hoffnungslos untermotorisiert aber relativ sparsam und – abgesehen vom Autoradio – völlig ohne Elektronik.
Perfekt für Afrika also.

Luxi in einem griechischen Bergbaugebiet

Warum die Ost- statt der Westroute?
Gute Frage. Auch für die Westroute spräche einiges, u.a. die kurze Überfahrt Spanien-Marokko. Andererseits sind es mehr Länder und somit bürokratisch alles andere als eine g’mahte Wies’n.
Im Osten wird es weniger Grenzen zu passieren geben, denn die Länder sind dort größer als in Westafrika. Außerdem sollte es im Osten mehr „Sahara-Feeling“ geben und das mag ich 🙂 Besonders den Sudan möchte ich nach meiner geführten 2019er Expedition noch intensiver und vor allem individuell bereisen.
In Westafrika sind die interessanten Wüstenländer wie Mali und Burkina Faso derzeit in weiten Teilen zu gefährlich. Westsahara und Mauretanien kenne ich schon.

Auf der Ostroute muss ich allerdings die Situation in Äthiopien – Stichwort Unruheprovinz Tigray – genau beobachten.
Andererseits scheint zwischen dem Sudan und Südsudan Bewegung in die politischen Fronten gekommen zu sein. Falls Äthiopien off limits bleibt – wer weiß ob sich da nicht eine neue Möglichkeit ergibt?

Warum zum Teufel über Bagdad?
Der Irak ist ein kulturell unglaublich interessantes Land. Die meisten der während des Krieges gestohlenen oder verschwundenen Kunstschätze des irakischen Nationalmuseums sind wieder im Land (siehe z.B. hier).
Außerdem habe ich keine große Lust mir die Verschiffung nach Ägypten anzutun. Die Einreise aus Libyen auf dem Landweg vor einigen Jahren hat mir genügt. Die bizarr-unfassbare ägyptische Bürokratie muss man nur einmal mitmachen. Natürlich bin ich nicht naiv und weiß, dass solche Dinge zu einer Transafrika fast dazugehören. Aber ich hab‘ mir damals geschworen: Nie, nie wieder mit eigenem Fahrzeug nach Ägypten!
Dazu kommt der Reiz, mal in den Irak und nach Saudi-Arabien zu fahren. Auch hier gibt es tolle Natur zu entdecken und der Tourismus steckt hier noch in den Kinderschuhen. Könnte interessant werden.

Falls man bis zum Herbst durch Syrien kann, wäre das natürlich der Game-changer. Da würde ich sofort wieder hin. Und dann vermutlich doch durch Ägypten durch 😉

Anm.: Durch die Merkatorprojektion erscheinen die Distanzen verzerrt. In Wahrheit ist Afrika gegenüber Europa wesentlich größer als es hier wirkt:

Update 27. April 2022:
Derzeit sind die Grenzen zwischen der autonomen Provinz Kurdistan und dem restlichen Irak geschlossen. Außerdem glaubt Erdogan, „im Windschatten“ vom Ukrainekrieg in einem souveränen Staat (kurdisch-Irak) derzeit Bombenangriffe fliegen zu müssen.
Auch wenn sich das mit den Bombenangriffen auf Kurdistan bis Herbst ändert, derzeit gilt Plan B: Die erste Etappe konzentriert sich nach dem Urlaub in Griechenland auf den Südiran (Belutschistan kenne ich noch nicht) und auf die die Arabische Halbinsel. Auch der Oman und Saudi-Arabien geben einiges her: geniale Wüstengegenden aber auch hervorragendes Tauchen im Roten Meer!
Die Karte ist zoom- und verschiebbar.

Update Juni 2022:
Die Sicherheitslage wird in immer mehr Ländern immer prekärer.
Neben der möglichen Hungerkrise in Afrika wegen der verhinderten Getreideexporte aus der Ukraine destabilisiert Russland mithilfe der berüchtigten Wagner-Gruppe jetzt auch den Sudan noch weiter – für mich nicht nur ein Transitland, sondern eines in dem ich schon etwas Zeit verbringen möchte und eventuell auch das Fahrzeug für ein paar Monate parken würde. Ich habe dort ein paar vertrauenswürdige Kontakte, bei denen ich den Hilux unbesorgt stehen lassen kann.
https://orf.at/stories/3269890/
https://www.nytimes.com/2022/06/05/world/africa/wagner-russia-sudan-gold-putin.html
https://www.al-monitor.com/originals/2022/04/russia-wagner-group-expand-ties-sudan

Aber schlimmer wäre natürlich eine Hungersnot.
Ich hoffe, die Reise lässt sich noch realisieren …

Update August 2022:

In Kürze geht’s los nach Griechenland. Das Carnet für Iran und Oman besorge ich noch und ein paar Handgriffe gibt’s auch an Luxi noch zu tun.
In der Zwischenzeit habe ich erfahren wie man doch von der Türkei in den Irak einreisen könnte. Das wäre also Plan C: Fahrt von der Türkei aus nach Erbil, dort das Fahrzeug stehen lassen, nach Baghdad fliegen, dort am Flughafen ein Visa on arrival bekommen, dann per Bus oder Taxi rauf nach Erbil und anschließend mit dem eigenen Fahrzeug die Grenze von Kurdisch-Irak nach Irak proper überqueren.
Klingt ein bissl umständlich, ist es vielleicht auch. Ich denke, ich bleibe bei Plan B.

Eine Einreise vom Iran in den Südirak scheint möglich, aber mit eigenem Fahrzeug wohl schwierig. Korruption ist auf Irakischer Seite extrem, siehe hier
Links: 
https://caravanistan.com/border-crossings/iran/#iraq
Karte der Grenzübergänge Iran – Irak

Update 22. Oktober 2022:

Mittlerweile bin ich in der Südost-Türkei, nahe Silifke.
Die vergangenen 5 Wochen mit Heidi am Balkan waren großartig. Wir hatten nur 2 regnerische Tage, ansonsten tagsüber immer blauen Himmel und nachts Millionen Sterne.
Herrliche Wanderungen in Kroatien, Mazedonien und Griechenland …

…durften ebenso nicht fehlen wie entspannende Tage an phantastischen Stränden, oft mutterseelenallein.

Diesmal haben wir uns auch kulinarisch nichts abgehen lassen und haben in den besten Restaurants gefuttert…

… und ein Aperitiv hat immer seine Berechtigung … 

Manchmal muß man/frau dann die Kalorien anderweitig abarbeiten, aber solange das noch so elegant geht, passt’s ja.

Schwerpunkt waren der wunderbare Ohrid-See in Mazedonien und die griechische Pilion-Halbinsel, die uns vor ein paar Jahren schon begeistert hat. In der Nachsaison ist fast nix mehr los, wie gesagt: Oft haben wir die Strände für uns alleine.

Nachdem Heidi dann von Thessaloniki heimgeflogen ist, geht’s für mich solo weiter. Relativ zügig fahre ich – natürlich mit Abstechern zu interessanten griechischen Altertümern und Museen am Weg …
Lion of Amphipolis
und einem tollen Vogelschutzgebiet (Lagune von Lagos, mit Pelikanen, rosa Flamingos und hunderten anderen Vogelarten) …
Lagos Lagune, Flamingos

– weiter Richtung Türkei.

In Istanbul übernachte ich recht ruhig, in einer besseren Wohngegend und in fußläufiger Entfernung zu einer hochmodernen S-Bahn Station. Mit dieser Schnellbahn fahre ich ins Stadtzentrum, hole mir eine türkische SIM-Karte und das Iran-Visum, welches ich vorab über eine iranische Reiseagentur besorgt hatte. Das mit der Agentur klappte auch nach ein wenig hin- und her problemlos, bei der Botschaft in Istanbul ist das Abholen des eigentlichen Visums dann nur mehr eine Sache von wenigen Minuten.

Ansonsten halte ich mich nicht groß auf, ich war ja schon ein paar mal in Istanbul. Was ich allerdings noch nicht kannte, ist das großartige Meeresaquarium, eines der besten und größten weltweit (sagt Wikipedia). Wirklich beeindruckend und unbedingt einen Besuch wert! Es gibt jede Menge Fische zu bestaunen, u.a. Haie und Rochen, tropische aus dem Amazonas und kaltwasserliebende. Apropos: Pinguine leben auch hier und man kann ihnen live beim Tauchen zusehen. Nach diesem Kaltwasserpavillon kommt man zum Abschluss dann plötzlich in eine riesige Regenwald-Landschaft mit Baumriesen, Wasserfällen, etc. Der Kontrast könnte nicht größer sein.

Mit der Fähre geht’s dann über den Bosporus, somit bin ich in Asien angekommen. Durch den dichten Abendverkehr wühle ich mich raus aus dem Moloch und schlafe in einem ruhigen Waldstück abseits der Autobahn.
Am nächsten Tag mach‘ ich ordentlich Kilometer und überquere die Anatolische Hochebene fast komplett. Zwischendrin geht sich eine mehrstündige Wanderung zum Füße vertreten aus, zeitweise komme ich mir vor wie in Kappadokien, mit Tuffpyramiden und buntem Gestein. In Konya gibt’s dann Abendessen mit einer seltsam aussehenden aber ausgezeichneten Pide, das ist wohl die lokale Spezialität. Pide à la Konya

Am 20. Oktober geht’s runter von der kühlen Hochebene, ans Mittelmeer. Mit jedem Meter wird’s spürbar wärmer und in Silifke angekommen, ist es richtig heiß. Die ersten Palmen sind zu sehen! 
Ich kaufe für die nächsten Tage ein (seeeehr günstiges, sonnengereiftes Obst und Gemüse) und richte mich am Strand von Tasucu ein. Das glasklare Wasser am feinsandigen Strand hat etwa 25°C, es ist herrlich ruhig und ich kann den Blog aktualisieren, für die nächsten Tage in Anatolien und für Iran planen und ausspannen.

Am Taşucu Plajı

Am Taşucu Plajı


Am Taşucu Plajı

Am Taşucu Plajı

Update vom 27. Oktober 2022:

Es fällt mir schwer den gemütlich-schönen Strand in Taşucu zu verlassen. Ich könnte es hier noch ein Weilchen mit Beachlife aushalten. Aber in den Bergen wird’s schön langsam kühl und ich habe ja noch was vor. Schweren Herzens breche ich auf und belohne mich mit einer Fahrt in den direkt an Taşucu anschließenden Süden des sandigen Mündungsdeltas des Göksu-Flusses. Man kann hier ein bisserl in den kleinen Dünen und Sandebenen spielen, der Allrad kommt zum Einsatz. Macht Spaß!

Ich bade nochmal und komme gleich danach unvermutet in ein kleines Vogelparadies. Auch hier wieder, wie schon vor einigen Tagen in Griechenland: rosa Flamingos und andere Vogelarten in den Brackwasserlagunen. Die Moskitodichte ist enorm.

Nach einer ruhigen Nacht am Meer …


… schaue ich mir in Narlikuyu ein Mini-Museum mit einem Mosaik an. Leider sind die Farben des an sich recht feinen Mosaiks nicht wirklich beeindruckend. Ich freue mich schon auf das große Mosaikmuseum in Gaziantep.

Bei der Fahrt durch die anschließende dicht besiedelte und industriell geprägte Gegend (Mersin, Tarsus, Adana) gable ich einen Autostopper auf. Wie sich herausstellt: Leo, ein junger Steirer! Zufälle gibt’s …
Wir essen gemeinsam in Adana und sehen uns dort gleich die älteste noch in Betrieb befindliche Brücke der Welt an. Wikipedia schreibt: Bis zu ihrer Schließung im Jahr 2007 war die Taşköprü eine der ältesten Brücken der Welt, die für den motorisierten Verkehr freigegeben war. Seit der Schließung wird die Brücke nur noch von Fußgängern benutzt. 
Ich kann euch versichern: sie wird von Motorradfahrern nach wie vor benutzt, z.T. mit Höllentempo! 🙂

Simit (Sesamkringerl) in Adana:

Auch die Moschee mit ihren sechs Minaretten ist wirklich hübsch (Sabance Moschee, die zweitgrößte in der Türkei):

Weil ich unbedingt sehen will, wie das allernordöstlichste Zipfel des Mittelmeers so ausschaut, legen wir noch einen Nachtstop an einem Beach dort ein. Bei Gin-Tonic, Wein, Ouzo und Schachspielen (1:2 für ihn) vergeht die Zeit wie im Flug. Übrigens: Der das Wasser ist wunderbar klar, der Strand solala und die Aussicht auf ein LNG-Terminal nur mäßig attraktiv. Muss man nicht nochmal machen, aber ich wollt’s eben wissen 😉 Wann kommt man schließlich schon mal in diese Gegend? Eben.

Am nächsten Tag (26.10.) sind wir gegen Mittag in Gaziantep und während Leo auf der Suche nach Kupferwerkstätten ist (er ist Installateur / Spengler und interessiert sich für die Arbeitsweise hier), nehme ich mir das Zeugma Mozaik Müzesi vor. Es soll das größte Mosaikmuseum der Welt sein – da bin ich aber mal gespannt! Beeindruckend ausschau’n tut’s schon mal:

Update vom 29. Oktober 2022:

Es hat sich einiges getan in der Welt, was meinen Plan über den Haufen wirft. Hier geht’s weiter zum nächsten Kapitel dieser denkwürdigen Reise: https://www.maxblog.at/euphrat-und-tigris/

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