Sept. 2013: Zambia + Zimbabwe

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If you only visit two continents in your lifetime – visit Africa, twice! (T. Elliott)
Ich fühle mich sehr privilegiert: Für mich ist es der x-te Besuch Afrikas und der dritte in Schwarzafrika. Der Kontinent hat mich einfach gepackt und läßt nicht mehr los. Ich lass mir das gerne gefallen 🙂

Freitag, 27. September 2013:
Müde kommen wir nach dem langen Flug (via Dubai) in Lusakas Flughafen Kenneth Kaunda International an.

Wir werden von unserem Privattaxi abgeholt und via übler Rüttelpiste zum Pioneer Camp außerhalb von Lusaka gebracht, wo Wolfi’s Auto schon auf uns wartet. Ein bisserl einräumen geht sich heute noch aus, dann gibt’s eines der saftigen, vollbiologischen T-Bone Steaks wie man sie nur hier kriegt.

Wir haben sympathische Oberösterreicher getroffen, mit denen plaudern wir bis in die Nacht.

Die Campsite des Pioneer Camp und die Abendstimmung bei 25 °C:

Samstag, 28. September 2013:
Es ist heiß hier, obwohl Lusaka auf 1250m Seehöhe liegt. Sobald man sich aus dem Schatten bewegt, merkt man die unheimlich starke Kraft der afrikanischen Sonne!
Wir fahren heute die ca. 30km vom Camp in die Hauptstadt Lusaka ‚rein. Ein paar Sachen am Auto sind zu machen. Vor allem aber wollen wir zum Kunsthandwerksmarkt schauen, der einmal im Monat bei der anglikanischen Missionskirche stattfindet und recht ursprünglich ist. In Lusaka sieht man fast keine Touristen, nur ein paar Durchreisende und natürlich die „Expats“, welche hier leben und arbeiten.

Den Großteil des Vormittags verbringen wir also in der Werkstatt, mit dem Versuch die Bremsen auf Vordermann zu bringen,außerdem verliert ein Reifen Luft und Kleinigkeiten wie Radmuttern etc. gehören auch noch gemacht. Danach sind wir gut drei Stunden am Kunsthandwerksmarkt.
Wie immer auf unseren Reisen freuen wir uns auf rege Tauschgeschäfte und so wechseln einige fast neue Paar Schuhe, viel Kleidung und relativ wenig Geld den Besitzer. Wir freuen uns über die zahlreich erstandenen kunstvoll geschnitzten Holzfiguren. Der Händler wiederum wechselt an Ort und Stelle aus seinen alten ausgelatschten Turnschuhen voller Besitzerstolz in meine neuen, schwarz polierten Lederschuhe.
Diese Art von Tauschgeschäften machen Spaß und bieten immer wieder gute Gelegenheit mit den Leuten in Kontakt zu treten und ein bissl zu plaudern – ohne es rein auf der geschäftlichen Basis bleiben zu lassen. Mit Kind und Kegel verbringen viele Einheimische den ganzen Tag auf diesem Markt und haben teilweise sehr lange und mühselige Anreisen hinter sich. Besonders die Frauen mit den Tonkrügen haben’s wortwörtlich schwer, aber wir können ihnen beim besten Willen sowas nicht abkaufen…

Danach in der großen Manda Hill Mall ein paar dringend nötige Rehydrierungs-Radler und im Shoprite Supermarkt gross für die nächsten Tage eingekauft.

Am Abend beim Camp genießen wir nochmals ein großes T-Bone-Steak und tauschen mit weiteren Safarireisenden unsere Routenpläne aus.

Sonntag, 29. September 2013:
Der Vormittag vergeht mit Gepäck einschlichten und Lebensmittel verstauen. Wir haben vor, fünf bis sechs Tage im Nationalpark Mana Pools in Simbabwe zu verbringen, wo es keinerlei Infrastruktur gibt.

Auf den Straßen in Richtung Grenze gibt es zahlreiche Baustellen. Wie überall in Schwarzafrika ist der Aufbau der Infrastruktur fest in chinesischer Hand! Die Straße hat es auch nötig, man muss höllisch aufpassen um den zahlreichen Schlaglöchern auszuweichen. Natürlich gilt Linksverkehr, aber das bin ich ja gewöhnt.

Um 17.15 Uhr queren wir endlich den Sambesi auf einer großen Brücke und halten dies mit unserem Fotoapparat fest. Kurz darauf werden wir von einem jungen Soldaten freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass das Fotografieren auf der Brücke verboten sei. Die Bilder müssen wir zwar nicht löschen, die sind aber wegen der schnell eintretenden Dämmerung eh nix besonderes geworden 🙂

Wir kommen zum wie ausgestorben wirkenden neuen Grenzübertrittgebäude. Gut, dass Sonntag kurz vor Dienstschluß ist! So ist diese bei Afrikareisenden eher berüchtigte Grenze in weniger als 45 Minuten passiert, die Zollformalitäten für Sambia und Simbabwe erledigt und kurz vor 18 Uhr (die Grenze schließt um diese Zeit) rollen wir in das staubige, mit LKWs vollgeparkte und wenig einladenden Grenzstädtchen Chirundu ein. Im Halbdunkel erreichen wir das Nationalparkoffice aber hier erhalten wir leider kein Permit für den Mana Pools Nationalpark. Hungrig, verschwitzt und noch nicht wissend wo wir die Nacht verbringen, bestellen wir uns im einzigen – und entsprechend abgef…ten – Motel des Ortes unser Abendessen, das wohl nur für den aller-anspruchslosesten Trucker als genießbar durchgeht. Noch nie hab ich so zähes Fleisch gekaut! Wir suchen danach eine Zeitlang nach einem nicht vorhandenen Campingplatz, fragen uns an der Tankstelle durch und haben großes Glück. In der „Tiger Safari Lodge“ am Sambesi River treffen wir auf eine superfreundliche junge Rhodesierin, die uns in ihrem Garten die Nacht verbringen lässt. Wir dürfen ihre Dusche und Toilette benutzen und sitzen noch bis Mitternacht gemeinsam mit ihr und ihren englischen Freunden im Garten, Gin&Tonics und nächtlicher Besuch eines Elefanten inklusive. Es ist nachts irre heiß, hier auf nur mehr 350m Seehöhe!

Montag, 30. September 2013:
Gleich in der Früh machen wir uns auf den Weg ins Nationalparkbüro in Marongora, etwa 40km von Chirundu entfernt und oben am Zambesi Escarpment gelegen. Teilweise muss Monate im Voraus gebucht werden um den gewünschten Platz in einem der Camps zu bekommen, aber das Reservierungssystem geht via Hauptstadt Harare und scheint eine recht chaotische Sache zu sein. Wir bekommen jedenfalls ein Permit um eine Woche im Park bleiben zu dürfen und eine Campsite im „Main Camp Nyamepi“ zugewiesen. Barzahlung ist im Office nicht möglich, dies kann erst vor Ort erledigt werden aber Hauptsache wir können erstmal in den Park hinein.

Der Eintritt für den Mana Pools Nationalpark beträgt übrigens pro Tag und Person US$ 20 (conservation fee), fürs Camping werden nochmal 20 $ pro Nacht und Nase verlangt und das Auto schlägt für 5 Tage mit weiteren $ 50 zu Buche.
Es ist heute angenehm bewölkt, deshalb lang nicht so heiß wie gestern und das Camp ist am ersten Tag beinahe leer. Es erwartet uns eine herrliche Flusslandschaft und wir sind schon sehr gespannt, welche Tiere unsere Wege kreuzen werden. Auf dem halbstündigen Fußmarsch ins Rangeroffice probt ein Elefant gleich einmal einen Scheinangriff auf mich, mitten im Camp! Imponiergehabe mit Trompeten und heftiges Ohrenwacheln gehören da dazu. Ich bleibe aber cool und diese erste Begegnung mit einem Elefanten geht gut aus. Um 19:30 Uhr fallen wir todmüde ins Bett.

Dienstag, 1. Oktober 2013
Noch vor Sonnenaufgang um 5.20 Uhr läutet der Wecker, um 6.00 Uhr beginnt die Walking-Safari, die wir gestern gebucht haben (10 $ pro Person und Stunde) und die von den Tieren her insgesamt eher enttäuschend verläuft. Vor Menschen die zu Fuß unterwegs sind haben die meisten Tiere viel mehr Angst als vor Autos. Ausgenommen natürlich diejenigen Tiere, die in Menschen nicht den Jäger sondern eher leckere Beute sehen 🙂
Vor zwei Jahren ist hier ein Tourist von fünf Löwinnen getötet worden, weil er unbedingt im Dunkeln noch duschen wollte. Es ist also kein geeigneter Ort für blutige Anfänger im afrikanischen Busch. Man sollte wissen, worauf man sich einläßt und auch ein bißchen Erfahrung mitbringen.

Heute erhöht aber einzig eine Hippo-Mock-Charge ein wenig unseren Puls – unser Ranger lädt sein Gewehr durch und schließlich zieht das übel gelaunte Flußpferd ab und wir können unsere Fuss-Safari fortsetzen.

Videoclip vom Flußpferd Scheinangriff:

Gut drei Stunden sind wir unterwegs, begegnen aber nicht allzu vielen Tieren. Egal – es tut gut, sich wieder mal zu bewegen und vor allem kriegt man wieder ein bissl ein Gefühl dafür, wie man im Busch rumstapft, dabei immer die Windrichtung beachtet, Spuren liest, hört, riecht, schaut. Alle Sinne sind hellwach – schließlich ist das eine Situation, mit der man ja sonst nie konfrontiert ist. Nach 2 Jahren Afrikaabstinenz sind meine diesbezüglichen Fähigkeiten etwas eingerostet. Da es im Mana Pools Nationalpark erlaubt ist einfach (auch ohne Guide) draufloszuwandern, wird uns die Erfahrung noch zugute kommen.

Nachmittags räumen wir auf (während wir unterwegs waren haben Affen unsere Campsite geplündert) fahren wir dann mit dem Auto ein wenig am Sambesi entlang flußabwärts, zur Mündung des Mana River.

Wir sehen auf dieser kurzen Fahrt viele Elefanten, einige Kaffernbüffel, Zebras, Krokodile, Perlhühner (Heidi’s Lieblinge), jede Menge Wasservögel, dazu Mangusten, Warzenschweine, die unvermeidlichen Affen sowie diverse Antilopen- bzw. Gazellenarten wie Elands, Wasserböcke, Kudus und Impalas.
Es bleibt relativ kühl (ca. 25°C) und bewölkt.

Nachdem wir abends unsere Steaks in die Pfanne gehauen haben, fallen uns ziemlich schnell die Augen zu.
Nachts hören wir die Flußpferde im Sambesi laut grunzen, Hyänen lassen ihr charakteristisches „Whooo-oop“ hören und auch Löwen streifen durchs Camp. Am nächsten Morgen sehen wir die Löwenspuren nur etwa 20m vom Auto entfernt.

Mittwoch, 2. Oktober 2013
Wir beschließen, unser Glück zu versuchen und nach Chitake Springs zu kommen. Das ist ein Camp etwa 60km südlich von unserer Basis hier im Nyamepi Camp am Sambesi. Angeblich ist dieses sehr einfache Camp äußerst beliebt und immer schon 1 Jahr im voraus ausgebucht. Bei dem chaotischen Reservierungssystem wollen wir aber mal schauen ob wir nicht doch Glück haben. Gesagt getan – wir starten los und nach einem kurzen Abstecher über den landschaftlich schönen Mana Drive

sausen wir bei mittlerweile fast wolkenlosem Wetter über die relativ gute, gelbe und rote Sand- und Schotterpiste los.

Am Checkpoint „Nyakasikana“ (Gate 2) auf etwa halber Strecke will man uns erst nicht durchlassen, dann lasse ich meinen Charme spielen und mit einer kleinen Spende 😉 erhalten wir schließlich die Erlaubnis, eine Stunde (!) in Chitake zu bleiben.
Dank der GPS-Koordinaten finden wir den unscheinbaren Abzweig von der Hauptpiste und dann geht’s etwas abenteuerlich zum Camp, wobei wir ein paar Büffel auf Trab bringen.

Videoclip von der Fahrt via Mana Drive nach Chitake (nur damit man mal die Landschaft sieht):

Chitake #3 ist von einem lokalen Tour Operator belegt, aber gleich gegenüber die Site Chitake #1 ist frei. Na, da bleiben wir jetzt mal und schauen was passiert … Das mit der einen Stunde nehmen wir jetzt mal nicht so ernst 🙂

Die Campsite liegt direkt an einem fast trockenen Flußbett in dem nur ein mini-Rinnsal fließt, das kurz danach im Sand versickert.Wir richten uns häuslich ein und kriegen wieder mal das Hochdach der Wohnkabine kaum raus. Es ist alles ziemlich verzogen. Erst viel später auf der Reise kennen wir die Tricks, mit denen das relativ einfach funktioniert. Derweil schwitzen wir aber noch ordentlich …

Hier im Flußtal gibt es enorm viele Tierspuren und -exkremente. Ich mache am späteren Nachmittag eine kleine Wanderung bis zu einem markanten Baobab Baum oberhalb des Trockenflusses entlang der kleinen Piste. Thompson-Gazellen und Affen kommen zum Trinken, Adler sehe ich und später auch einige Elefanten mit Jungen.
Die Nacht fällt so schnell wie ein Vorhang. Wir machen uns ein leckeres Dinner und hören den vielen Tierstimmen der Nacht zu: Hauptsächlich wieder Löwen und Hyänen, der Rest der Tiere verhält sich eher ruhig (würde ich wohl auch so machen :).

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Zuerst wage ich solo eine kleine Wanderung ostwärts, später stößt Heidi dazu und wir erforschen gemeinsam das Gelände westlich des Flußtales. Wir gehen eher vorsichtig vor, die vielen Löwenspuren raten dazu …

Die Gegend ist landschaftlich herrlich, jetzt so kurz nach Sonnenaufgang ist die Temperatur erträglich, das Licht wunderbar.

Impalas und Paviane streifen herum und kommen zum Rinnsal um zu Trinken. Dann scheuchen wir einen Schakal auf als wir aus dem Flußbett gegen den leichten Wind auf die Ebene hochsteigen.

Kurz nach dem Frühstück (das nehmen wir immer erst gegen halb 10 Uhr zu uns), kommen zwei sehr sympathische Schweizer auf unsere Campsite. Wir haben Erich und        schon in Nyamepi kennengelernt und die beiden wundern sich sehr, dass wir hier übernachten „durften“ :). Sie haben nur die Erlaubnis, eine Stunde hier zu bleiben. Da sie die Abzweigung von der Hauptpiste verpaßt hatten, ist ihre Zeit schon abgelaufen. Und sowas hält kein Schweizer aus, deshalb fahren die beiden relativ rasch wieder ab. Wir werden sie noch ein paar mal auf unserer Reise treffen.

Gegen Mittag sind wir wieder am Gate 2, vulgo Nyakasikana Gate. Der Ranger Edmond macht einen kleinen Aufstand weil wir in Chitake übernachtet haben, aber ich kann ihn wieder beruhigen in dem ich ihm verspreche, ihm Wolfis Auto zu verkaufen sobald dieser es nicht mehr braucht 🙂

In Nyamepi checken wir nochmal für zwei Nächte ein und fahren am Nachmittag ein Stück Richtung Westen entlang des Sambesi. An den Wasserlöchern sehen wir neben Elefanten, Zebras und Wasservögeln auch einen eher selten gesehenen Nyala-Bock und herrliche Kudus.

Viele der Pisten hier sind „for residents only“, also für Leute, die eine der Lodges am Fluß gebucht haben. Aber schließlich ist Gin&Tonic Zeit und den Sundowner müssen wir unbedingt an einem schönen Platz verbringen. Wir beschließen also, dass es sich um einen Notfall handelt und ignorieren die Schilder.

Zurück in Nyamepi wird es eine ungewöhnlich kühle Nacht, morgens genügt der Innenschlafsack kaum noch. Aber lieber zu kalt als zu heiß.
Nachts wieder viele Hyänen- und Hippolaute.

Freitag, 4. Oktober 2013
Heidi hat zu viel gesunden Respekt vor all den Krokodilen und Flußpferden im Sambesi, also bin ich heute bei meiner Flußpaddel-Partie mit dem Ranger alleine.

Nach etwa einer Stunde Paddeln flußaufwärts treffen wir auf einer Insel im Fluß auf eine Büffelherde. Wir versuchen, uns zu Fuß anzuschleichen aber die Tiere sind zu scheu.
Angeblich kommen des Nachts öfter Wilderer von der Sambia-Seite per Boot herüber um Elefanten wegen des Elfenbeins zu töten. Das hat Auswirkungen auf alle Tiere, die vor Zweibeinern dann Angst kriegen.
Übrigens behaupten die Sambier dasselbe von den Simbabwern, betreffend „Wildern auf der anderen Seite“ …

Flußabwärts dann ziemlicher Gegenwind, ich bin echt geschafft als wir zurück beim Camp sind. Ein bisserl relaxen, mit den schweizer „Nachbarn“ plaudern und den Elefanten, Crocs und Hippos zuschauen passt daher perfekt als Siestaprogramm.
Unser Stellplatz unter dem großen Leberwurstbaum bietet guten Schatten.

Am späteren Nachmittag geht’s dann nochmal Richtung Westen, am Sambesi flußaufwärts. Mein Kanuguide hatte mir den Tipp gegeben, dass nahe dem ca. 10km entfernten Mucheni Camp gerne Büffel zum Trinken ans Wasser kommen.
Schon beim sogenannten BBC Camp treffen wir dann tatsächlich auf eine Büffelherde, die wir eine zeitlang beobachten. Ausserdem läuft uns eine Tüpfelhyäne über den Weg!

Dann fahren wir noch ein Stück weiter und beschließen spontan, an der wunderbar gelegenen, freien Campsite Ndungu zu bleiben anstatt zum Übernachten zurück nach Nyamepi zu fahren. Direkt unterhalb vergnügt sich ein junger Elefantenbulle am Wasser und ein paar Minuten später – während wir unsere obligatorischen Gin&Tonics schlürfen – stapft er die Böschung hoch und wenige Meter entfernt an uns vorbei ab in den Busch.

Videoclip von unserem elefantösen Besucher:

Die Nacht wird neben derjenigen in Chitake Springs eine der lautesten bisher: Löwengebrüll, Hyänengeschrei, Hippogrunzen und Elefantengrummeln – alles ist dabei. Sogar ich werde davon einige Male wach, obwohl ich normalerweise wie ein Stein schlafe selbst wenn ein Löwe neben dem Auto brüllt (wobei es ja meist eher eine Art Stöhnen als ein Brüllen ist).
Im Gegensatz zu mir kriegt Heidi kaum eine Mütze Schlaf voll – trotzdem behält sie diese beeindruckenden nächtlichen Sound-Spektakel immer als sehr positiv in Erinnerung.

Samstag, 5. Oktober 2013
In der Hoffnung, endlich einen Löwen auch mal zu sehen anstatt nur zu hören, mache ich mich frühmorgens bei Dämmerungsbeginn auf und wandere ein paar Kilometer herum, aber kein Glück …

Heute müssen wir sowieso aus dem Nationalpark raus wenn wir nicht nochmal 5 Tage fürs Auto zahlen wollen, aber das paßt uns gut. Wir haben – außer Löwen – schon viel gesehen und erlebt. Auch landschaftlich ist der Mana Pools Nationalpark durch die Lage am Sambesi und mit den Ausblicken aufs gegenüberliegende sambische Ufer großartig. Daß man hier zu Fuß ohne Guide rumspazieren darf gefällt uns auch sehr – das ist in den wenigsten Nationalparks Afrikas so!

Wir fahren also raus aus dem Nationalpark und nach Süden weiter. Die erste Ortschaft auf die wir stoßen ist Karoi. Hier lassen wir einen Reifen reparieren (Ventil).
Offensichtlich ist heute Markttag. Das nutzen wir für einen Bummel und zu Kontakt mit den äusserst freundlichen Einheimischen.

Wir sehen praktisch nur junge Menschen. Kein Wunder: Die durchschnittliche Lebenserwartung in Sambia und Zimbabwe beträgt laut unserem Guidebook nur um die 40 Jahre!

Videoclip von der Ortsdurchfahrt von Karoi, entlang der Hauptstrasse:

Heute fahren wir noch knapp 300 Kilometer bis Kwekwe, einem etwas größeren Städtchen mit einigermaßen Infrastruktur, das heißt mit einem gut sortierten OK-Supermarkt. Alle (v.a. aus Südafrika) importierten Waren sind sehr teuer. Wie sich die Einheimischen das leisten können ist uns bei einem Durchschnittsverdienst von 650 US$ schleierhaft. Die meisten Familien haben aber Verwandte auf dem Land, die bei der Versorgung mit den täglichen Dingen mithelfen.
Wir kaufen hier also für die nächsten Tage Vorräte ein. Übernachtet wird auf einem heruntergekommenen städtischen „Caravan Park“. Kostet nur 2,50 US$ pro Nase, dementsprechend schauen die sanitären Einrichtungen aus. In Ermangelung einer Alternative bleiben wir. Hauptsache, wir können uns duschen.
Es ist schon dunkel und wir können außer ein paar Fast-Food-Buden kein vernünftiges Restaurant finden.Dabei haben wir uns nach dem Nationalpark schon so auf ein gutes Essen in einem gediegenen Restaurant gefreut! Wir sind die einzigen Weißen weit und breit – vielleicht hat das damit zu tun? Entweder die Schwarzen legen keinen besonderen Wert auf gute Küche oder sie können es sich schlicht und einfach nicht leisten.

Sonntag, 6. Oktober 2013
Am Morgen geht’s erstmal ins Internetcafé um die Welt wissen zu lassen, dass wir noch leben. Weder mit A1 noch mit Telering haben wir hier Handyempfang. Ich denke, das war vor 2 Jahren anders.
Bei dieser Gelegenheit informieren wir uns im Web über den Straßenzustand der Verbindung von Kwekwe nach Westen über Nkayi nach Lupane – aber offensichtlich ist das keine empfehlenswerte Abkürzung.
Macht nix, dann fahrten wir halt über Bulawayo. Das gibt uns Gelegenheit, beim privaten „Antelope Park“ vorbeizuschauen. Das ist eine hervorragend geführte private Game Reserve in der Nähe von Gweru. Gepflegter Rasen, saubere Campsite, schöne Lodges, ein feiner Swimmingpool, coole Bar, außergewöhnlich freundliche Angestellte und ausgezeichnetes Essen in Buffetform. Herz, was willst Du mehr?

Wir bleiben gerne, noch dazu als wir das alles plus einen Lion Walk für morgen gratis angeboten bekommen! 🙂
Danke Amanda!

Montag, 7. Oktober 2013
Am Morgen fahre ich in die Stadt Gweru rein um ein paar Sachen zu erledigen. Einer der Reifen hat in letzter Zeit immer mehr Luft verloren, außerdem haben wir bisher noch keine Autoversicherung für Zimbabwe abschließen können. Das mit dem Reifen läßt sich dann hier doch nicht machen (sehr kompetente und freundliche Leute bei TrenTyres) und ich muß damit nach Bulawayo, der zweitgrößten Stadt Zimbabwes, zum Vulkanisieren. Eine Versicherung kann ich aber problemlos bei TriStar abschließen: 35 US$ für 4 Monate Mindestversicherungsdauer. Außerdem wird noch die Gasflasche aufgefüllt (18 $ für 6 kg).

Nachmittags stehen wir dann ganz kribbelig beim Treffpunkt für den Lion Walk. Ausser uns sind noch 4 europäische Volunteers mit von der Partie, die hier im Park beim Lion Rehabilitation and Release into the Wild Program arbeiten dürfen (und dafür bezahlen müssen).
Die Löwen mit denen wir unterwegs sein werden wurden von Menschen aufgezogen, sind also den Kontakt gewöhnt. Dennoch sind es Raubtiere und es gelten klare Regeln, an die wir uns zu halten haben. Daher gibt es erstmal ein briefing und danach ein bissl Schwierigkeiten weil wir ausser unseren Trekkingsandalen keine Schuhe dabei haben (auch Socken müssen wir anziehen :). Aber dann geht’s endlich los.
Wir marschieren über eine gut gesicherte Brücke, dann sind wir im Freigehege in dem sich die Löwen – es sind zwei 15 Monate alte Geschwister – gleich an eine Giraffenherde anpirschen.
Meiner laienhaften Meinung nach gehen die Katzen etwas ungeschickt vor und wie vermutet sind die Giraffen von den beiden noch relativ jungen Löwen dann auch nicht zu erlegen. Trotzdem ist es schön die geschmeidige Art zu bewundern, wie sie sich durch Gras bewegen und wie elegant auch die Giraffen sind wenn sie laufen.

Nach erfolgloser Jagd sind die Löwen etwas erschöpft und wir dürfen – nach genauer Anweisung – direkt neben ihnen knien und sie sogar streicheln. Das Fell fühlt sich ein bissl rau an.

Danach genießen wir an der Bar im Camp unsere Gin&Tonics bei herrlichem Sonnenuntergang und werden mit einem leckeren Abendessen verwöhnt.
Der Antelope Park bietet im Unterschied zu den staatlich geführten Parks wirklich einen Mehrwert, auch wenn das ganze natürlich hauptsächlich auf Tourismus hinausläuft – Lion Conservation Programm hin oder her. Das Erlebnis und der Relax-Faktor bringen’s aber!

Dienstag, 8. Oktober 2013
Um 06:30 Uhr fahren wir los, wir haben ja noch einiges vor heute. In Bulawayo geht’s erstmal zur dortigen Niederlassung von TrenTyres und die Jungs dort vulkanisieren den Reifen vorbildlich um 10 US$. Auch hier alle supernett und zuvorkommender Service.

Während der Reifen repariert wird fahren wir ins Zentrum und bummeln ein wenig. Die Stadt Bulawayo ist eine der angenehmsten in der ganzen Region, so hatte ich sie auch von vor 2 Jahren in Erinnerung: Für afrikanische Verhältnisse ausgesprochen sauber und offensichtlich von den Ndebele gut regiert. Die vielen als Alleebäume gepflanzten Palisanderholzbäume (Jacarandas) sind in voller Blüte und legen einen violetten Teppich auf die Straßen.
Im staatlichen Nationalparkbüro ist man sehr freundlich aber – erraten – das mit der Reservierung von Camps für den Hwange Nationalpark klappt nicht.

Unseren Brunch verlegen wir in den angenehmen The Art Grove Coffee Shop, direkt in der National Gallery. Von Weißen geführt – extrem leckere Kuchen (Riesenstück mit Datteln, Nüssen etc. um 2 US$) und ausgezeichneter Cappucino. Wir genießen’s.

Nach einer Runde Shoppingbummel durch Bulawayo ist der mittlerweile reparierte Reifen zur Abholung bereit und unsere Stippvisite in der Zivilisation geht zu Ende. Auf jetzt in Richtung Matabeleland, zum etwa 300km entfernten Hwange Nationalpark.

Videoclip von der Fahrt durch Bulawayo (gekürzt):

Auf sehr guten Straßen (Mautgebühr 1 US$ alle gefühlten 100-150km) erreichen wir um 15 Uhr das Main Camp des Nationalparks. Kurz davor sehen wir DikDik- und Thompsongazellen, Giraffen sowie Zebras. Dann auf der Landepiste auch noch eine Gnuherde (die erste dieser Reise) und ein Warzenschwein.

Videoclip von der Gnuherde bzw. Warzi und der Zufahrt zum Main Camp:

Wir checken dann im Main Camp ein. Eine einfache Anlage aber saubere Sanitäreinrichtungen, samt Badewanne (!). Dann machen wir einen kleinen taktischen Fehler: anstatt erst am nächsten Tag in den eigentlichen Park zu fahren machen wir einen abendlichen Abstecher zur Balla Ball Pan, einem der Wasserlöcher wo wir Elefanten beim Trinken und Baden beobachten. Viel Ellie-Action hier, aber g’scheiter wäre es gewesen, den Tag zu sparen und erst morgen unser Nationalparkticket zu beginnen.

Videoclip vom Balla Ball Pan Wasserloch (Zeitraffer):

Mittwoch, 9. Oktober 2013
Der Hwange Nationalpark hat etwa die Größe Belgiens! Wohin also sollen wir uns nur wenden? Na ja, irgendwo müssen wir schließlich anfangen und so starten wir frühmorgens zum sogenannten „Kennedy Loop“. Dieser führt vom Main Camp erstmal Richtung Südosten.

Wir sind fast ganz alleine unterwegs, es ist früh am Morgen und wir genießen die wunderbare Fahrt durch den Busch. Gleich zu Beginn scheuchen wir zwei Giraffen auf, die dann im Galopp durchs Unterholz verschwinden. Das muß für die ziemlich riskant sein – einen verstauchten Knöchel kann sich kein Tier leisten.

Kurzer Stop an der Makwa Pan. Nur ein Seeadler aber wunderbares Licht!

In weiterer Folge beobachten wir eine größere Herde Büffel, wir zählen etwa 150 dieser massigen Tiere. Als ich mich vorsichtig zu Fuß zu nähern versuche stellt sich ein „Aufpasser“ zwischen mich und die Herde. Es ist als ob er sagen würde „Junge, das ist nahe genug. Stop oder ich werde ungemütlich.“ Ich denke mir der klügere gibt nach…

Am Wasserloch der Kennedy 2 Pan eine kleine Herde Zebras beim Trinken. Hier hat bemerkenswerterweise der Fortschritt Einzug gehalten: statt der üblichen dieselbetriebenen Pumpe wird das Grundwasser hier per Solarstrom nach oben geholt.

Auf der Weiterfahrt, etwa 10km südlich der Kennedy 2 sehe ich plötzlich mehrere Aasgeier in einem Baum sitzen, nicht allzuweit von der Piste entfernt. Das kann nur bedeuten, daß hier irgendwo ein Kill liegen muß. Aber wir können nichts erkennen, der Busch ist zu dicht. Da fällt mir ein, daß ich vor 2-3 km eine Abzweigung gesehen hatte. Sie war als private Piste gekennzeichnet aber nicht abgesperrt. Also nix wie umgedreht und hin!
Wir brauchen auf der sandigen Piste den Allrad und fahren praktisch parallel zur Hauptpiste, aber eben ca. 150 Meter weiter westlich. Das sollte uns in die Nähe des Kills bringen. Unweit der besagten Stelle steht ein Safarifahrzeug. Es ist eine kleine Reisegruppe mit einheimischem Fahrer. Wir unterhalten uns eine zeitlang und irgendwie müssen wir dem Guide nicht unsympathisch sein. Er gibt uns nämlich den Tipp, daß der Besitzer der private concession in Kürze hier sein soll (das wurde ihm per Funk gesteckt) und wir in einer Stunde wiederkommen sollen – da sei er dann wohl schon wieder weg. Wir bedanken uns höflich und fahren zurück zur Kennedy Pan um dort mit einem Frühstück die Zeit totzuschlagen. Gute Idee, wir haben eh schon Hunger.

Danach also retour und wir sind mutterseelenallein. Natürlich ist es strikt verboten, von der Piste ins Gelände zu fahren. Aber da es in diesem Nationalpark noch strikter verboten ist zu Fuß zu gehen, entscheiden wir uns für das geringere Übel: mit dem Auto fahren ;-))
Nach einiger Herumkurverei im Gelände stehen wir unvermittelt vor zwei ausgewachsenen Löwenmännchen und ihrem Brunch, einem abgenagten Büffelkadaver. Der Büffel wird sicher von der Herde vermißt die wir vor kurzem gesehen haben …

Videoclip vom Lion Kill:

Nach diesem Highlight ist der Rest der Fahrt am Kennedy Loop eher mühsam, heiß und lang.

Zum Trost dafür können wir neben den allgegenwärtigen Elefanten einen unserer Lieblingsvögel beobachten: den großen Sekretär (ein Greifvogel dessen Lieblingsnahrung Schlangen sind. Bei der Jagd rennen sie über den Boden und treiben mit lautem Flügelschlag Kleintiere und Schlangen auf, welche daraufhin im Zickzacklauf gejagt werden).

Außerdem sehen wir ein fesches Straußenpaar samt Jungen.
  

An der Plattform bei der Guvalala Pan haben wir im Main Camp office für heute eine shared Übernachtung (25 US$ p.P.) gebucht. Hier hatte ich schon vor 2 Jahren mit Wolfi übernachtet und der ziemlich furchteinflößende Abend von damals ist mir noch gut in Erinnerung.
Diesmal haben Heidi und ich das „Camp“ samt Plattform ganz für uns alleine und in der Zwischenzeit wurde auch der damals völlig desolate Sanitärblock erneuert. Was allerdings nicht heißt, dass so Dinge wie der Duschabfluß funktionieren würden – aber immerhin haben wir eine Dusche und das ist hier, mitten in der Wildnis und etwa 100m von einem schlammigen aber von Tieren gut besuchten Wasserloch entfernt keine Selbstverständlichkeit.

Als wir ankommen, sind nur zwei Giraffen, Zebras und ein paar Elefanten am Wasserloch. Einer der Ellies ist schon seit einer Zeit nicht mehr lebendig – der bestialische Verwesungsgestank wabert ab uns zu in unsere Richtung, aber meist ist uns der Wind gnädig und weht sanft von Nordosten.

Nach einem gemütlichen Gin&Tonic auf der Plattform richten wir uns für die Nacht ein. Guvalala ist auch dieses Jahr höchst pulsbeschleunigend für mich – die Nacht wird eines der intensivsten Erlebnisse dieser Reise.
Der Mond ist gut 1/4 voll, man sieht enorm viele Sterne, unter anderem den Orion. Dazu kühlt auch die Luft fein ab – einfach herrlich!

Wir gehen also beim üblichen Buschlärm schlafen – wir haben uns in den letzten Tagen schon einigermaßen an das nächtliche Gegrummel, Gebrülle und Gekichere gewöhnt – aber gegen Mitternacht wird’s heute ungewöhnlich laut: Einige massive Elefanten streiten sich um unser Duschwasser! Dieses ist wohl nur langsam durch das verstopfte Abflußrohr gesickert und sammelt sich jetzt irgendwo sehr nahe an unserem Auto. Es schmeckt scheinbar besser als die Schlammbrühe im Wasserloch.

Jedenfalls wird drei Meter von uns entfernt gegrummelt, trompetet, geschubst und protestiert. Anfangs finden wir das noch recht spannend und unterhaltsam, aber als einer der größten Elefantenbullen dann auf unser Auto zukommt und einen halben Meter von uns entfernt plötzlich Mond und Sterne verdunkelt… tja, da ist unser Bedarf an Unterhaltung gedeckt, vielen Dank.
Unsere Köpfe sind nur durch das dünne Moskitonetz von seinem Kopf bzw. den Stoßzähnen getrennt. Dann reißt er sein Maul auf, tapst mit seinem oberarmdicken muskulösen Rüssel am Kabinendach rum und rüttelt auch noch daran! Heidi hört mein Herz laut klopfen – aber das ist nun ja wahrlich nichts für meine armen, schwachen Nerven. Schließlich hab ich schon zu viele Youtube-Videos gesehen in denen Elefanten Dachzelte oder ganze Autos zu Kleinholz zerlegt haben.
Ich finde, jetzt ist es an der Zeit an Gegenstrategien zu denken. Erstmal Schreien und laut Klatschen hat kurzfristig geholfen. Aber wie lange läßt sich so ein enormer Elefant davon beeindrucken?
Aussteigen und Wegfahren ist wohl keine gute Idee, schließlich sind wir an drei Seiten von streitenden und offensichtlich gereizten Dickhäutern umzingelt. Dann fällt mir ein, daß Elefanten Chilischoten nicht leiden können. Heidi weiß gottseidank gleich wo sie sind und ich reibe jedes vom Bett aus erreichbares Autoteil damit ein. Zu guter Letzt verteile ich die übrigen Chilireste auf dem Dach der Schlafkabine.
Zum „Dank“ – ich bin mir bis heute nicht sicher ob es Absicht war oder nicht – dreht uns einer der Elefanten sein massiges, schrumpeliges Hinterteil zu und läßt einen enormen Furz, der uns buchstäblich den Atem raubt. Und dann ein paar Minuten später noch einen.

Irgendwann ist uns alles egal und uns fallen die Augen zu. War ein langer Tag.
Oder der Ellie hat uns mit dem Furz ausgeknockt. Kann auch sein.

Donnerstag, 10. Oktober 2013
Um 02:30 Uhr wieder Lärm draußen, diesmal sind es die Hyänen. Sie müssen ganz nahe am Auto sein, so laut sind sie. Die Elefanten schlürfen noch immer an unserem Duschwasser, sind aber nicht mehr so direkt auf Tuchfühlung wie vorhin als oft kein Blatt Papier zwischen sie und dem Auto paßte.
Ich will raus und Hyänen schauen gehn. Schnappe mir also die Lampe und verziehe mich schnell auf die sichere Plattform. Leider sind die Hyänen – es sind 6 Tiere – sehr scheu. Sobald ich den Scheinwerfer auf sie richte (am Vorabend hatte ich die Bordbatterie ausgebaut und auf die Plattform gehievt) verziehen sie sich relativ rasch.
Nach 45 Minuten in der kalten Nachtluft gebe ich vorerst auf und komme erst um halb sieben Uhr morgens wieder. Dann sehe ich die Tüpfelhyänen auch ohne Lampe, aber weiter entfernt am Wasserloch und nach wie vor sind sie sehr scheu:

Als die Sonne schon kräftiger scheint, geht die Parade weiter. Hier trinken eine wunderschöne Pferdeantilope und ein Kaffernbüffel:

Nach dem Brunch packen wir zusammen und fahren heute nur ein kleines Stückchen weiter. Ziel ist die etwa 40 km entfernte Shumba Hide & Picnic Site, wo Wolfi und ich vor 2 Jahren schon mal waren aber weiterfahren mußten da das Camp ausgebucht war.

Diesmal haben wir mehr Glück und wir dürfen über Nacht in Shumba bleiben. Das paßt uns gut, denn der gestrige Tag und die Nacht waren doch ziemlich anstrengend.

Das Camp wird von den beiden jungen Burschen die hier als Wardens fungieren sehr gut geführt. Heißwasser zum Duschen wird wie üblich per Holzofen gemacht.
Die Jungs erzählen uns, dass gestern ein Leopard

Von den Jacarandabäumen rieseln Tag und Nacht tausende violetter Blüten:

Wir verbringen eine gemütlichen Siesta teils in der Hängematte, teils bei einem spannenden Plausch mit den sympathischen Freisingern Edi und Eva die auch hier im Camp übernachten. Die beiden sind mit einem coolen 1986er Landcruiser unterwegs und wir tauschen viele Geschichten unserer Reisen im nördlichen und südlichen Afrika aus. Dann begeben wir uns gemeinsam zur etwa 200 m entfernten Shumba Hide, einer kleinen Plattform an einem – erraten! – Wasserloch.

Erst saufen nur Elefanten und Büffel, aber dann sehe ich von Osten erst eine, dann eine zweite Löwin herantrotten. Sie sind offensichtlich den Büffeln auf der Spur und sehen immer wieder sehr interessiert in deren Richtung. Zuvor schlabbern Sie aber etwas Wasser. Erst genau gegenüber von einander, dann einträchtig nebeneinander, wie gute alte Freundinnen.

Als eine Löwin versucht sich vorbeizuschleichen weil sie zu faul zu einem Umweg um die Elefanten herum ist, werden beide von einem genervten Dickhäuter verscheucht … Von wegen Lion King! 🙂
Anm.: 4 Bilder © Edi Steininger

Der Abend klingt gemütlich bei einem Tratsch mit Eva und Edi aus.

Leider funktioniert der Kühlschrank bei diesen Temperaturen so gut wie nicht mehr. Ab jetzt gibts nur mehr naturgekühlten (mit feuchten Tüchern) Gin & Tonic. Tja, Afrika ist echt hart …

Videoclip Shumba (Elefanten und Löwen):

Freitag, 11. Oktober 2013
Frühmorgens um halb sechs schleiche ich mich aus dem Camp und schau zur Plattform rüber, aber es ist nicht wirklich was los. Nur Vögel und ein paar Impalas. Die Büffelherde sehe ich in etwa 1 km Entfernung westlich.
Die beiden Wardens sind dann ein bissl sauer, weil ich hier ja nicht zu Fuß gehen darf aber wir versöhnen uns schnell wieder nachdem wir ihnen ein paar Sachen überlassen haben, worüber sie sich sehr freuen.

Unser nächster Stop ist einer meiner Lieblingsplätze im Hwange Nationalpark: der Masuma Dam.

Videoclip Zufahrt Masuma Dam (Antilopen und Büffel):

Hier beim Masuma Wasserloch sitzt man wie in einem Amphitheater, auf dessen Bühne alles auftritt was im ostafrikanischen Busch Rang und Namen hat. Man ist auf dem Aussichtsplatz durch ein dickes Strohdach gut vor der großen Hitze geschützt und wir richten uns gemütlich ein.
Das direkt anschliessende Camp ist zwar sehr klein aber wir kriegen wieder ein Standby-Plätzchen um 25 US $ p.P. Yippee!

Als wir ankommen, trabt gleich mal eine Büffelherde heran …

… und die Parade beginnt:

So klein das Wasserloch auch ist, leben doch 3 Krokodile und ein knappes Dutzend Flußpferde samt Jungen ständig darin. Dass die Crocs nicht verhungern ist schon klar, aber wo finden die Hippos Futter? Es ist doch jede Vegetation in weitem Umkreis längst weggefuttert.

Videoclip „Tiere am Masuma Dam“ (Hippos, Warzenschweine, Impalas, Perlhühner, Kudus, Elefanten, Krokodile, Zebras, Büffel…):

Abends sehen wir in einiger Entfernung ein großes Löwenrudel mit Jungen, aber sie sind im schnell einsetzenden Dämmerlicht kaum mehr auszumachen.

Über Nacht sind wir zu sechst in Masuma: Edi und Eva aus Freising, unsere lieben schweizer Freunde aus Luzern die wir schon in Mana Pools getroffen haben und wir.

Samstag, 12. Oktober 2013
Frühmorgens ist relativ wenig los, nur die Baby-Hippos spielen am gegenüberliegenden Ufer fangen. Erst im Laufe des Vormittags wird es wieder lebhafter.

Gerne würden wir noch eine weitere Nacht bleiben, aber die an und für sich sehr netten Ranger hier sagen, sie hätten per Funk strikte Anweisung uns nach Sinamatella zu schicken. Mehr als 2 Nächte ohne Bezahlung ginge nicht und sogar da wären sie uns schon entgegengekommen. Unsere Einwände, wir würden ja gerne gleich zahlen bzw. wir wollten ja schon bei der Einreise im Main Camp buchen wird nicht gewürdigt.
So toll die Nationalparks in Zimbabwe sind – das (Buchungs-)System ist katastrophal und extrem unflexibel.

Videoclip „24 Stunden am Masuma Dam“:

Also fahren wir am frühen Nachmittag via Mandavu Dam nach Sinamatella.


Mandavu ist ein richtig großer Stausee, nicht nur ein Wasserloch. Hier hätten wir nochmal übernachten können, aber der Platz scheint uns gegenüber den bisherigen Camps unattraktiv weil die Tiere ja über das ganze Seeufer verteilt zum Trinken kommen können. Ausserdem fehlt hier der Flair vollkommen.

Beim Sinamatella Camp haben wir unseren Unmut kundgetan, für die vergangenen 2 Nächte bezahlt und den Park verlassen.
Kurz vorher noch eine schöne Rappenantilope und ein weibliches Kudu gesichtet:

Kurz nach der Exit-Kontrolle des Nationalparks auf dem Weg nach Hwange City kommt man an einer riesigen Kohle-Abbaustätte vorbei. Enormer Staub, Lärm, Verkehr. Was für ein Kontrast zum wenige Kilometer entfernten Nationalpark! Die „Zivilisation“ begrüßt uns mit der Wucht eines Vorschlaghammers.

Von hier sind es nur noch gut 100 Kilometer auf guter Straße bis Victoria Falls, unserem nächsten Stop. Und ja, Zivilisation pur. Aber daran haben wir ja auch unsere Freude.

Wir checken im Victoria Falls Rest Camp ein. Es ist eine recht große Anlage, von der Lage her sehr günstig (d.h. zentral) aber man hört halt frühmorgens die Züge der Zimbabwe Railways fahren. Das Camp ist mit 32 US$ für 2 Personen + Auto nicht gerade spottbillig aber was soll’s.
Eine gut bestückte Bar mit vielen verschiedenen lokal gebrauten, leckeren und – Abwechslung! – kalten Bieren gibt’s gleich nebenan! Das Bier kostet hier nur 1 US$ 🙂

Und zum Dinner: Wie wär’s mit einem Carpaccio vom geräuchertem Krokodil aus dem Sambesi?

Oder doch lieber den Warzenschweinsbraten?

Warzenschweine laufen in Victoria Falls übrigens frei herum, sind wenig scheu und offensichtlich ein bissl sowas wie eine Landplage. Wir erklären uns gerne bereit mitzuhelfen der Plage Herr zu werden. Das verhilft uns zu einem der kulinarischen Highlights der Reise :))

Warum nur fangen und essen die Einheimischen die Warzis nicht?

Sonntag, 13. Oktober 2013
Ein entspannter Sonntag, aber heiß ist es! Wir machen heute das Touristen-Standardprogramm durch, also erstmal den Spießrutenlauf durch die Souvenirshops, danach zum altehrwürdigen Victoria Falls Hotel.

Das Hotel hat einen herrlichen Ausblick zur Grenzbrücke über den Sambesi welche Zimbabwe mit Sambia verbindet und über die wir in wenigen Tagen fahren werden.
Die Brücke wurde 1905 direkt unterhalb der Viktoriafälle errichtet.

Gut 100 Jahre später ist es irre heiß, wir kämpfen verbissen gegen die drohende Dehydrierung …

… und marschieren dann schon leicht beschwipst zu den Viktoriafällen. Sauteurer Eintritt dort: 30 US.

Jetzt in der Trockenzeit führt der Sambesi relativ wenig Wasser und es entsteht kaum Sprühnebel. Es langt aber für einen schönen Regenbogen.
Der Wasserfall weist durch die geringere Wassermenge natürlich deutliche Lücken auf. Im Februar/März hingegen stürzt der Sambesi praktisch über die gesamte Breite der Fälle – und das sind fast 2 km!! – gut 100 bis 130 Meter in die Tiefe.

David Livingstone hat hier auch seine obligatorische Statue bekommen. Angeblich war er der erste Europäer der die Victoriafälle gesehen hat (anno 1855):

Videoclip „Viktoriafälle und Warzenschweine“:

Am Weg vom Hotel zu den Vic Falls sind wir an der Basis eines der größten Adventure-Veranstalters vorbeigekommen. Man kann ja hier von Helikopterflügen über Bungee Jumping, Foofie-Slides, Wildwasser-Rafting bis hin zu 14tägigen Kanutrips auf dem Sambesi etliche Aktivitäten buchen. Ich hatte mir ja schon vorgenommen, zu Raften aber daß sich Heidi dazu überreden läßt war dann doch etwas überraschend. Zwar hat ihr das Rafting heuer im Frühjahr in Albanien auch ganz gut gefallen aber der Sambesi – das ist doch eine ganz andere Liga! Es geht über 27 Kilometer über einige der schwierigsten, gerade noch kommerziell befahrbaren Stromschnellen der Welt!
Es werden doch nicht die mutfördernden Biere im Hotel und die Aussicht auf ein gratis-Geburtstagsgeschenks-Abenteuer den Ausschlag gegeben haben?

Den Tag beschließen wir mit einem genüßlichen Dinner. Wir genießen es, mal nicht selber Kochen zu müssen. Und dann gibt’s auch noch ein cooles Gratiskonzert von ein paar einheimischen Bands!

Kurzer Videoclip des Konzerts:

Montag, 14. Oktober 2013
Der große Tag! Am Morgen wird die ganze Truppe (wir sind 3 Boote mit je 7-8 Leuten) erstmal eingeschult und dann geht’s ans Ausrüstungs-Ausfassen. Die Schwimmwesten sind hier nochmal mit extra Auftriebskörpern verstärkt …
Los geht’s fast direkt unter der Victoria Falls Brücke, gleich nach dem großen Wasserfall. Also müssen wir erstmal über steile Stufen zum Fluß runter.

An einer ruhigen Stelle gleich oberhalb der Brücke wird eingewassert und rechts sieht man gleich den Beginn des ersten von 19 Stromschnellen.

Dann geht’s richtig los …

Videoclip Zambesi Rafting:

(Bericht wird fortgesetzt)

Ein paar weitere Impressionen der darauffolgenden Tage und Wochen (Text dazu in Kürze):

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