Transafrika – Teil 7: Oman I

Zum Kapitel 1 mit allgemeinen Überlegungen zur Routenwahl, Griechenland und Westliche/Zentraltürkei: Transafrika: Ein Versuch
Zum Kapitel 2: Transafrika – Teil 2: Türkei zwischen Euphrat und Tigris
Zum Kapitel 3: Transafrika: – Teil 3: Nordirak (Kurdistan)
Zum Kapitel 4: Transafrika: – Teil 4: Zentral- und Südirak
Zum Kapitel 5: Transafrika: – Teil 5: Kuwait und Saudi-Arabien, Teil 1
Zum Kapitel 6: Transafrika: – Teil 6: Saudi-Arabien, Teil 2

11.01.2023 (Fortsetzung):

Der Oman begrüßt Luxi und mich mit schönen Gebäuden in orientalischem Stil, egal ob Versicherungsbüro, Immigration oder Zoll.

Apropos Zoll: Das Carnet de Passage wird bei der Einreise auch auf mehrmalige Nachfrage nicht gestempelt. Auf meine Frage wie lange das Fahrzeug im Oman bleiben darf, wird nach Konsultation mit dem Chef gesagt: „So lange die Versicherung gilt.“
Das wäre ja wunderbar – ich habe 10 Minuten zuvor eine Versicherung für ein ganzes Jahr abgeschlossen, weil ich Luxi über den Sommer hier im Oman lassen möchte (Saudi-Arabien erlaubt nur 3 Monate) und die Jahres-Autoversicherung für den Oman auch nicht viel teurer war als es die für 1 oder 3 Monate gewesen wäre.
Im Spätherbst möchte ich dann nochmal in den Oman und erneut nach Saudi-Arabien. Dieses riesige Land hab‘ ich ja geographisch erst marginal angerissen, obwohl ich dort so viele Erlebnisse hatte.

Ich lasse mir das vom Zoll „schriftlich“ geben:

Nachdem die Formalitäten erledigt sind und es „nur“ noch 430 Kilometer bis zum Flughafen in Muscat / Maskat sind …

… mache ich erstmal Pause in einem kleinen Wadi.
Die Dünen der Rub-al-Khali liegen vorerst hinter mir, der Untergrund ist seit der Grenze fest und problemlos befahrbar, nicht so tückisch weich wie noch wenige Kilometer zuvor in Saudi-Arabien.

Nach der kurzen Pause geht es nach Nordosten auf popoglatter Fahrbahn durch meist topfebenes Gelände zur Provinzhauptstadt Ibri wo ich Geld wechsle, mir eine SIM-Karte besorge und esse. Dann spule ich noch ein paar Kilometer ab, die Autobahn ist nachts beleuchtet und nicht mal die kleinste Unebenheit findet sich auf der Fahrbahn.

Relativ spät nachts komme ich beim Parkplatz der alten Festung von Jabreen an.
Hier übernachte ich völlig ruhig und unter tausenden Sternen.

12.01.2023:
Wenn ich schon mal hier bin sehe ich mir die Burg auch an.
Sehr schön und behutsam renoviert, den Eintrittspreis von umgerechnet 7 € ist es durchaus wert.

Die weitere Fahrt nach Muscat verläuft ereignislos aber nicht uninteressant durch hohe Berge. In Muscat sehe ich dann das Meer wieder, der Golf von Oman ist schon Teil des Indischen Ozeans (so wie genau genommen auch der Persische / Arabische Golf).
Die Hauptstadt erscheint nachts wie aus 1001 Nacht:

Ich finde, dass ich mir spätestens jetzt ein Bier redlich verdient habe.
In manchen 5-Stern Hotels wird Alkohol im Oman an Nicht-Muslime ausgeschenkt.

Die Halbe kommt im günstigsten Fall auf 14 Euro. Schmeckt trotzdem. Aber nicht gut genug für ein zweites Großkonzernbier.
Wenn’s ein gutes Weißbier gäbe, wäre das was ganz anderes.

13.01.2023:
Heute morgen kommt Heidi an. Ich schraube wieder einmal an der Inneneinrichtung herum, sodass wir 2 Schlafplätze haben werden. In letzter Minute wird Luxi mit einer Katzenwäsche einigermaßen präsentabel gemacht und dann mache ich mich auf zum Flughafen.
Gemeinsam fahren wir nach Norden, an einen Strand mit drei vorgelagerten Inseln. Dort werden Heidi’s Sachen irgendwie verstaut, die Kapazität der Inneneinrichtung ist durch die beiden beim Unfall kaputtgegangenen Oberschränke reduziert.



So ganz taugt’s mir hier aber nicht. Wasser und Luft sind mir Wüstenverwöhntem um eine Idee zu kühl, ich beschließe weiter nach Süden zu fahren.

Nach Zwischenstop bei Zahnarzt und Shoppingcenter (das Angebot lässt nichts zu wünschen übrig, das Preisniveau ist unter dem mitteleuropäischen) …

… kurvt Luxi nach einem letzten Blick zurück über Muscat …

… über einen Pass, der den Weg an die Strände des Südostens öffnet.
Die Landschaft ist sehr karg bewachsen, nur ein paar Akazien kann der wenige Niederschlag am Leben erhalten.
Wasser für Menschen gibt es ausreichend an öffentlichen Wasserstellen oder bei Moscheen.

Man nutzt im Oman hauptsächlich das Grundwasser bzw. die Richtung Meer abfließenden Wadis die tief unten noch Wasser führen auch wenn die Oberfläche längst ausgetrocknet ist.
Das Wasser wird meist in blauen Tankwagen transportiert, die man hier überall herumfahren sieht. Sie fahren die vielen Gebäude an die nicht ans Wassernetz angeschlossen sind. Das Land ist extrem zersiedelt.
An solchen Wasserstationen füllen die Tanklaster wieder auf. Auch der Wohnmobiltourist bekommt mit freundlichem Lächeln seine Ration:

Apropos tanken: Hier kostet der Diesel umgerechnet etwa 67 Eurocent.
An manchen Tankstellen bekommt man eine Gratisperformance eines zahmen Vogels dazu.

14. bis 17.01.2023:
Das Meer hier ist wärmer als nördlich von Muscat, geschätzt etwa 24 Grad.
An den weitläufigen Stränden wird weiter optimiert und versucht, die Schäden – manchmal mit unzureichenden Mitteln – notdürftig zu reparieren.



Zwischendrin ein kurzer Stop nahe dem Meer um in einem Sinkhole zu baden. Ein Sinkhole ist eine Art Doline, eine Bruchstelle in der Erdoberfläche und in Verbindung mit dem etwa 500m entfernten Meer stehend. Das Wasser ist glasklar und warm, eine Treppe führt hinunter. Zum ersten Mal seit langem sehe ich eine (überschaubare) Anzahl anderer Touristen.

18.01.2023:
Das Wadi Shab ist eines der bekannteren, leicht zugänglichen Trockentäler im Oman.
Dementsprechend ist der Andrang.

Per Boot wird erst der Fluss überquert, dann geht es zu Fuß weiter, durch künstlich bewässerte Gärten mit Dattelpalmen, Bananen, Mango- und Orangenbäumen. Die Akazien wachsen hier sowieso und liefern Feuer- und Bauholz. Schilfgras findet sich häufig, Vögel zwitschern wie verrückt.

Nach etwa einer halben Stunde beginnt das Canyoning. Man schwimmt in dem herrlich warmen, smaragdgrünen Wasser und erreicht schließlich eine spektakuläre Stelle in der gerade so der Kopf durchpasst sodass man nicht Tauchen muss. Auf der anderen Seite dieser Engstelle befindet sich eine Art Dom, an deren einer Seite ein kleiner Wasserfall in das Wasserbecken stürzt, in dem man hierhergeschwommen ist. Ich klettere dann noch an einem befestigten Seil den Wasserfall hoch.
Grossartige Sache! Bilder gibt’s hier keine, das Handy war mir dann doch zu wertvoll um es dem Wasser auszusetzen.

Abends treffen wir uns mit deutschen Freunden in einem Einheimischenrestaurant. Hias und Anja habe ich zuletzt in Lalish im Nordirak gesehen, wir waren aber immer in Kontakt. Rainer und Eva sind auch sehr sympathisch, sie sind auf einer 3jährigen Reise in ihrem Unimog.

19.01.2023:
Das nächste Tal, wenige Kilometer südlich vom Wadi Shab ist das Wadi Tiwi. Hier ist wesentlich weniger los, denn der beste Teil des Tals ist nicht ganz so einfach zu erreichen.
Eine zum Teil extrem steile, enge Straße führt einige Kilometer hinein ins Tal, das von tausenden Dattelpalmen bestanden ist. Kleine Dörfchen krallen sich irgendwie in die kahlen Hänge.
Luxi bleibt im Tal, wir haben Glück und kommen per Autostop ins Bergdorf Mibam wo viele Stufen hinunter zum Bach führen. Auch hier wieder ein kleiner Wasserfall und herrliches, kristallklares Wasser das zum Baden einlädt.

Wir fahren bis in die nächste größere Stadt Sur, wo ich die Gasflasche für 1 Rial (2,50 €) auffüllen lasse. Die Jungs dort haben’s gut gemeint und statt der eindringlich von mir verlangten 5 kg stattdessen 8 kg eingefüllt. Mag sein, dass ich da europäisch-vorsichtige Maßstäbe anlege aber wenn’s tagsüber mal richtig heiß wird und blöd läuft, könnte mir da auch der bisher heil gebliebene Rest von Luxi’s Aufbau um die Ohren fliegen. Es tut mir in der Seele weh, 3 Kilo Gas aus der Flasche in die Atmosphäre abzulassen (Treibhausgas!), aber jetzt mal safety first.

20.01.2023:
Gestern Abend haben wir im hiesigen Plaza Hotel fein gespeist, heute steht bei bewölktem Wetter Einkaufen und ein Museumsbesuch an.

Der Oman ist ja unter anderem auch für seine jahrhundertealte Händler-, Seefahrer- und Schiffsbautradition bekannt.
Das Museum hier in Sur trägt dieser Historie Rechnung. Es gibt das letzte originale Schiff seiner Art (die Fatah Al-Khair, eine sogenannte „Ghanja-Dhau“) zu sehen und auch sonst einiges interessantes.
Diese Dhaus segelten bis weit ins 20. Jahrhundert zwischen Indien, Sri Lanka, Basra im Irak und tief runter nach Südostafrika um Datteln, Gewürze und andere Güter zu transportieren.

Noch ein paar Impressionen des Tages:


Abends dann wieder einmal ein netter Übernachtungsplatz in einem einsamen Wadi, mit Millionen Sternen.
Die Berge dahinter wären eigentlich ideale Schitourenberge denke ich, aber… 🙂

21.01.2023:
Weil’s fast am Weg liegt fahre ich noch das Wadi Bani Khalid an. Ich hatte befürchtet, dass am Samstag viel los sein würde aber der Andrang hält sich einigermaßen in Grenzen. Die Attraktivität des Wadis allerdings auch.
Lustig sind allerdings die kleinen Putzerfische die hier gerne die angebotenen Füße von Hautschuppen und dergleichen befreien.
Angenehm und a bissi kitzlig das Ganze.

Danach folgen noch ein paar Kilometer Autobahn, anschließend geht’s auf zur großen Durchquerung der berüchtigten Wahiba-Sandwüste.
Der erste Abend im den Dünen ist noch relaxed-idyllisch.

Die folgenden Tage aber sollten noch einiges an Herausforderungen für Mensch und Maschine in petto haben …

22.01.2023:
Die Dünen der Wahiba-Wüste ziehen sich fast exakt von Norden nach Süden. Das macht die Frage nach der Route für mich überflüssig. Es geht nur in dieser Richtung bzw. umgekehrt.
Ost / Westquerungen sind – zumindest im Norden wo die Dünen recht hoch sind – fast unmöglich, im Süden könnten das nur kleine und leichte oder aber motorstarke, mit speziellen Sandreifen ausgerüstete schwerere Fahrzeuge.
Dass Luxi als schwachbrüstiger, überladener Oldtimer da nicht in der oberen Liga mitspielt ist klar.
Eine weitere Herausforderung sind die Querfahrten, wenn die Piste im weichen Sand nach einer Seite abfällt. Dann ist Schluss mit dem Fahrspaß denn ein zweites Mal möchte ich das Auto nicht auf der Seite liegen sehen. Vor allem die Bergung wäre dann ein größeres Kunststück.

Genau so eine Problem stellt der zweite Tag bereit: An einer sehr weichen Düne die einen Übergang ins nächste parallel verlaufende Dünental ermöglicht besteht die Gefahr des Umkippens. Daher muß ich zwangsweise von der geplanten Route abweichen.
So fahre ich zwar auf einer Piste die in Richtung Süden geht, die aber in keiner Karte eingetragen ist. Ob sie wohl auch ans Meer führt wie geplant?

23.01.2023:
Tag drei in der Wahiba. Ich genieße das Fahren, die Herausforderung des hier oft sehr weichen Sandes.
Manchmal macht’s aber auch einfach nur Spaß:

Sandhosen treiben über die einsame Piste, die Dünen werden links und rechts der Piste immer niedriger. Dafür wird der Sand hier immer tiefgründiger, manchmal hat er sogar Lufteinschlüsse, dann pufft er richtiggehend.
Kamele sind immer wieder mal zu sehen, auch Beduinenlager, meist nur aus einem kleinen Zelt oder Verschlag bestehend. Bei weitem nicht alle dieser Behausungen sind bewohnt.

Ab und zu reicht der geringe Luftdruck in den Reifen (da ich kein Reserverad habe fahre ich im Sand sicherheitsbedingt meist mit 1,5 bar vorne und 2,3 bar hinten) nicht aus und die Sandbleche kommen zum Einsatz.
Keine große Sache, it’s part of the fun.

Immer öfter langt auch das nicht. Dann lasse ich weiter Luft aus den Reifen. 0,7 und 1,3 bar sind aber das absolute Minimum. Sobald der Untergrund wieder etwas fester wird, kommt der kleine Elektro-Kompressor zum Einsatz. Das heißt natürlich oft stoppen zum Luft ablassen oder aufpumpen.
Ich bin froh, dass ich nicht mit einer Fuß-Luftpumpe arbeiten muß so wie die Pioniere der Wüstenquerungen.

Ein Auge habe ich immer auf dem Öldruckbarometer.
Die Anstrengung für Luxi im Sand treibt die Motortemperatur nach oben. und das macht das Motoröl dünnflüssiger.

Irgendwann endet nahe einem Brunnen die Piste, die zuletzt eigentlich nur noch eine bessere Spur war.

Sie ist auch nach langem Suchen zu Fuß nicht mehr auffindbar. In dem Wirrwarr an Kleindünen und Kupsten gibt es kein Weiterkommen. Zudem verweht der kräftige Wind aus Osten die wenigen Einzelspuren – auch unsere – innerhalb von Minuten.
In der Ferne, etwa 6-7 Kilometer Luftlinie sehe ich eine Reihe Bäume. Das muß das Wadi Umm Riah sein, in dem eine in der Karte eingezeichnete Piste nach Süden führt. Das wäre Plan C.
Aber in diesem extrem schwierigen Gelände schaffe ich es unmöglich da hinüber.

Wie aus dem Nichts erscheint plötzlich ein Beduine mit seinem Pickup. Er meint hier gehe es wirklich nicht weiter, ich müsste zurück. Für umgerechnet 250 Euro würde er mir einen Weg zeigen.
Na, so verzweifelt bin ich echt noch nicht. Zudem ist mein Forscherdrang stärker als dieses ziemlich krasse „Angebot“. Ich lehne dankend ab, habe ich doch entlang der Fahrt nach Süden immer wieder Spuren gesehen die von der Piste abgebogen sind. Eine davon muss hoffentlich in unsere Richtung führen. Aber welche?
Das Problem ist: Für eine Fahrt ganz zurück zum Ausgangspunkt reicht der Sprit nicht mehr, ich habe fix damit gerechnet irgendwie nach Süden durchzukommen. Der unerwartet tiefe Sand treibt jedoch den Dieselverbrauch in lichte Höhen.

Zum Übernachten fahre ich die nur etwa 5 Kilometer zurück zum Brunnen. Der nebenan stehende Wasserbehälter ist zwar leer, aber wir haben auch so genügend Wasser.
Mal schauen was der morgige Tag so bringen wird.

24.01.2023:
Über eine Serie langgezogener Dünen geht’s etwa 50 Kilometer zurück. Der Plan ist hier zu warten bis irgendwann jemand vorbeikommt den ich nach dem Weg fragen kann. Im Gegensatz zu weiter südlich sollte hier alle paar Stunden mal ein Auto zu sehen sein.
Genau so ist es auch. Gegen Mittag kommt eine Beduinenfamilie mit Kind und Kegel vorbei und sind so nett mir die Abzweigung zu zeigen.

Ein paar kleinere Dünen sind zu überwinden…

… dann sind wir im baumbestandenen Wadi Umm Riah wo eine eindeutige, vorerst gut erkennbare Piste nach Süden führt.

Leider ist die Spur nicht allzu lange so gut, ich muß wieder Luft ablassen.

Die Landschaft ist aber ganz schön, mit Bäumen und so.

Ab und zu stößt man auf einen Brunnen.

Mein Blick auf die Tankuhr wird etwas entspannter als wir die letzten Weichsandfelder queren.
Dann noch ein paar wirklich schwierige Dünen in Vollgas und erstem Gang hoch. Luxi’s Motor jault auf, schießt aber mit den fast drucklosen Reifen brav die Hänge hinauf. Unglaublich, was diese alte Maschine immer noch leistet.

Am späten Nachmittag ist dann am Horizont das Meer zu sehen!
An der Küstenstraße wird wieder Luft in die Reifen gepumpt. Die Spritanzeige ist längst weit unter „Leer“, aber ein paar Kilometer sind noch drin.

Und dann stottert der Motor. 1,65 Kilometer vor der Tankstelle ist der Diesel zu Ende. Das nenne ich mal eine (fast-) Punktlandung 🙂

Ich hole per Autostop ein paar Liter Diesel …

… dann fallen wir hungrig in eines der beiden Restaurants des kleinen Fischerortes Shennah ein.

25.01.2023:
Die noch schläfrigen, fetten Möwen versperren morgens den Weg, heben dann aber doch schwerfällig ab und geben Luxi den Weg zur Fähranlegestelle frei.

Von hier geht eine Fähre rüber nach Masirah Island, der größten Insel des Oman.
Als Kontrastprogramm zu den letzten Tagen soll es jetzt nämlich ein paar chillige Tage am Strand geben.

Kaum habe ich mich gegen die neue staatliche Fähre entschieden, die den 7-fachen Preis für Ausländer verlangt kommen wir gerade noch rechtzeitig um den letzten Platz auf einem alten Seelenverkäufer zu bekommen.
Das Meer ist nicht tief hier, was soll also schon groß schiefgehen? 🙂

Ich habe die Handbremse noch gar nicht richtig angezogen, legt der Kahn schon ab.
Wieder so eine Punktlandung.

Die Fahrt dauert etwa 1 1/2 Stunden, dann kommen wir im Fischerort Hilf an.

Hier ist praktisch alles verfügbar. So bunkern wir Vorräte und Wasser für die nächsten Tage …

… dann geht’s auf der guten Küstenstraße der Insel nach Süden.

An einem ruhigen, auffällig sauberen Strandabschnitt steht ein kleines scheinbar verlassenes Camp.
Niemand hier ausser einem Bangladeshi der nach dem rechten sieht und uns abends für kleines Geld seeeehr leckeren Fisch kredenzt.

26.+27.01.2023:
Chillig.
Ab und zu sieht man ein paar Fischer vorbeifahren, wir bekommen eine große Blaukrabbe geschenkt und kochen diese selbst.
Sensationell gut!

Ansonsten nicht viel los.
So wollten wir das haben.

28.01.2023:
Gestern war es fast windstill, eine kleine Wanderung am und durchs Wasser erscheint angebracht.

Nachts dann ein enormes Gewitter. Trotz der schnell aufgezogenen Plane drücken die Sturmböen das Regenwasser durch das undichte Dach der Wohnkabine.
Heute morgen keine Wolke am Himmel.
Nur die Pfützen an Straßenrand und die über die Ufer getretenen Wadis zeugen noch von den Ereignissen der Nacht. So etwas passiert hier nur ein mal alle paar Jahre.

Dann eine Inselrundfahrt, wie die Touristen.
Felsige Abschnitte wechseln mit weißen Stränden, wie sich das für den Indischen Ozean gehört.

In Australien hab‘ ich mal Känguruhs am Strand herumhüpfen gesehen.
Hier sind es halt Kamele die einen Familienausflug zum beach machen.

Was nicht verschwiegen werden soll: Viele Strände sind durch Müll extrem unansehnlich.
Abgesehen von tausenden Fischkadavern (hauptsächlich Igel- und Papageifische) liegt sehr viel Plastikmüll herum.

Wir kommen an gestrandeten Drogenschmugglerbooten vorbei …

… ab und zu weicht die Straße ins Landesinnere aus.
Hier sind die Hügel völlig kahl, dafür ein kleines bißchen farbig:

Nach so viel „Anstrengung“ geht’s ins beste Hotel der Insel auf einen Gin & Tonic, feines Essen und Wein.
Yeah.

29.01.2023:
Auch direkt vor dem Hotel liegt ein Schiffswrack, das ich bei Ebbe natürlich genauestens untersuchen muss:

Nachmittags geht’s mit der Fähre zurück aufs Festland, diesmal mit der modernen, schnellen Schiffsvariante.

Als wir im Hafen von Shennah am Festland ankommen, sind gerade die Fischerboote angelandet und die Bangladeshi-Arbeiter verladen den Fisch.
Das versetzt alle Möwen der Umgebung in helle Aufregung.
Nirgendwo sonst kann man sich als Möwe den Bauch so einfach vollschlagen wie hier, wenn man gleichzeitig frech, schnell und geschickt ist. Viele Fische landen direkt aus den blauen Verladeboxen im Schlund der Vögel.

Es ist wirklich ein rustikales Spektakel und nur dem Zufall ist es zu verdanken, dass keine dicken, fetten Vogel-„Fliegerbomben“ auf unseren Köpfen landen.

Zum Schlafen verziehen wir uns lieber ein Stück in die Ruhe der Wüste.

30.01.2023:
Nach etwa 150 km auf der Asphaltstraße Richtung Süden biege ich links ab, zum Meer hin.
Hier treffen wir zufällig auf ein nettes deutsches Pärchen mit ihrem EX358er Bimobil. Wir dürfen es uns auch von innen anschauen und ich bin ziemlich beeindruckt.
Das Auto hat „Will-ich-haben!“ Potential. Leider sauteuer.

Es geht dann an einer Salzgewinnungsanlage vorbei auf guter Piste …

… bis wir an einem einsamen Strand des Indischen Ozeans stehen.

Hier wird erstmal ein bisserl gefaulenzt und geschwommen (24°C Wassertemperatur).
Den an der Hochwassermarke angeschwemmten Plastikmüll ignorieren wir einfach.


Am Abend wandere ich noch ein Stück in die Stranddünen hinein. Das erweist sich als echtes Highlight!
Die Dünen sind fast schneeweiß und fein wie Staubzucker. Im Abendlicht ergibt sich ein wunderbares Bild.

31.01.2023:
Weil’s so schön war gestern, fahre ich Luxi das kurze Stück vom Strand in die Dünen. Wir spazieren in die „Sugar Dunes“ und knipsen mit den Handys wild in der unberührten Gegend drauflos.

Bei der Rückfahrt zur Hauptstraße versuche ich die neue Salzfabrik hier am Kap zu besichtigen, aber keine Chance.
Dafür kreuzen scheue, misstrauische Kamele unseren Weg.

Der weitere Weg nach Süden führt durch unspektakuläre Gegenden bis Duqm erreicht ist.
Duqm ist eine neue Retortenstadt, der man beim Werden zuschauen kann. Im Nirgendwo sprichwörtlich aus dem Boden gestampft, hat man eine riesige Raffinerie und die größten Hafenanlagen des gesamten mittleren Ostens (!) in die Landschaft geknallt. Industriebetriebe siedeln sich an, dann braucht es natürlich Infrastruktur, Unterkünfte für die Arbeiter und der Rest wie Supermärkte, Restaurants, Friseurläden, Wäschereien usw. usf. entsteht dann praktisch von alleine.

Für uns ist Duqm nur ein kurzer Zwischenstopp zum Vorräte auffüllen.

Dabei gibt’s immer wieder nette Begegnungen mit den ausnahmslos (!) sehr freundlichen Menschen.

Ansonsten bietet Duqm nur eine sehenswerte Sache: Den „Rock Garden“, eine Ansammlung bizarr geformter Felsen bei einem kleinen Wadi.

Wir gehen gut essen: Gegrillter Hummer kostet hier eine Lappalie.

Weiter zu Transafrika – Teil 8: Oman II

Die folgende Karte beinhaltet die bisherigen Fahrten (lt. GPS-Aufzeichnung).
Die Karte ist zoom- und verschiebbar.

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