Transafrika – Teil 8: Oman II

Zum Kapitel 1 mit allgemeinen Überlegungen zur Routenwahl, Griechenland und Westliche/Zentraltürkei: Transafrika: Ein Versuch
Zum Kapitel 2: Transafrika – Teil 2: Türkei zwischen Euphrat und Tigris
Zum Kapitel 3: Transafrika – Teil 3: Nordirak (Kurdistan)
Zum Kapitel 4: Transafrika – Teil 4: Zentral- und Südirak
Zum Kapitel 5: Transafrika – Teil 5: Kuwait und Saudi-Arabien, Teil 1
Zum Kapitel 6: Transafrika – Teil 6: Saudi-Arabien, Teil 2
Zum Kapitel 7: Transafrika – Teil 7: Oman I

01.02.2023:
Eigentlich wollen wir nur kurz zum Brunchen von der Hauptstrasse zwischen Duqm und Salalah abbiegen, doch unverhofft finden wir uns in einem kleinen Paradies wieder.
War die Landschaft auf den letzten paar hundert Kilometern von unspektakulärer Wüste geprägt, ist hier ein Mini-Wadi zum Vogelparadies geworden: Auf nicht mal einem Kilometer Länge und ca. 500 Metern Breite ist – vom Meer nur durch eine Sandbarriere getrennt – eine Lagune entstanden. Hier tummeln sich verschiedenste Reiherarten, Löffler, Schnepfen, Rallen ? (bin mir nicht sicher) und zwei dutzend rosa Flamingos. Daneben auch noch Raubvögel.
Genial.

So verbringen wir den ganzen restlichen Tag hier. Es ist sehr sauber, auch am Strand unten.

Am Abend kommen ein paar Fischer vorbei, grüßen freundlich und schenken uns einen Sack Langusten.

02.02.2023:
Weiter geht die Fahrt in den Süden des Oman, fast immer ein gutes Stück vom Ozean entfernt.
Es bleibt bis kurz vor Schuwaymiyyah öde Wüste, dann urplötzlich ein Steilabbruch mit großartigen Ausblicken:

Ein paar Kilometer weiter steht Luxi dann am Meer, einsam wie immer …

… und die Langusten die wir gestern von den Fischern geschenkt bekamen werden ihrer Verwendungsbestimmung zugeführt.
Ich brate sie ganz einfach mit viel Knoblauch und Zwiebeln an, sonst nix. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen. Extrem gut.

03.02.2023:
Der Ort Schuwaymiyyah ist einer der trostloseren. Die Versorgung mit Lebensmitteln beschränkt sich aufs Notwendigste.
Heute am Freitag – also Sonntag – sieht man überall vor den ärmlichen Behausungen die Wäsche der Arbeiter in der Sonne trocknen.
An der Moschee tanke ich Wasser und dann fahren wir ins gleichnamige Wadi Ash Schuwaymiyyah welches von spektakulären Felswänden eingerahmt wird.

Nach etwa 10 Kilometern geht eine kurze, steile Piste hinauf auf ein kleines Plateau. Nach kurzem Fussweg ein Traum inmitten wilder Palmen: Smaragdgrünes, leicht salziges Wasser bildet ein von einem Wasserfall geformtes Schwimmbecken.

Wir haben den herrlichen, etwa 23°C warmen Pool fast für uns alleine. Obwohl Wochenende ist, kommen nur 2 oder 3 mal Einheimische vorbei und sind nach wenigen Minuten und dem obligatorischen Selfie wieder weg.

Abends schweift der Blick weit über die stille, wie von der Welt vergessene Landschaft. In der Ferne ein paar Kamele, ansonsten nur die Vögel und wir.

Beim Herumspazieren entdecke ich versteinerte Korallenblöcke. Das war also hier – vor Millionen Jahren – alles mal vom Meer bedeckt.

04.02.2023:
Wir reissen uns von diesem magischen Platz nur schwer los. Am späten Vormittag brechen wir aber wieder zur Küstenstraße hin auf.

Bald schon schraubt sich diese ein paar hundert Meter über den Ozean und gibt Blicke in tiefe Canyons frei. Hier könnten Thelma und Louise genausogut gestanden haben, im Finale des Films:


Kaum wieder auf Meereshöhe, sehe ich am Satellitenbild etwas Interessantes und mein Forscherdrang übernimmt prompt die Initiative.
Ein manchmal etwas schwieriger, halbstündiger Fussweg führt durch ein wunderbares Wadi zum Meer. Die Ausblicke als Belohnung sind herrlich, das Schwimmen in der glasklaren Lagune ebenso.
Der weiße, menschenleere Puderzuckerstrand hat Seychellenqualität.
So etwas steht in keinem Reiseführer …

Ein letztes Mal noch bildet die Küstenstrasse die einig mögliche Passage für Kamele …


… dann schmiegt sie sich endgültig ganz hinunter an den Indischen Ozean.

05.02.2023:

Nach dem Morgenyoga vor Bergkulisse …

… bleibt der Verkehr minimal, alle paar Minuten ein Auto.

Hinter jeder Kurve laden jetzt weiße Strände zum Bleiben ein.
Das lassen wir uns nicht zwei mal sagen, auch weil das Schnorcheln hier recht gut ist.
Korallen, tropische Fische und eine große Meeresschildkröte waren zu sehen.



Am späten Nachmittag wieder in einem diesen kleinen Fischerorte:
Die Rettung vor dem Selberkochenmüssen sind die kleinen indischen oder jemenitischen – na gut, nennen wir sie meinetwegen großzügig „Restaurants“.

Bei diesen Buden findet sich immer jemand der aus dem Nichts etwas ansprechendes zaubern kann. Das heiße, frisch gebackene indische „Paratha“-Brot ist die Grundlage. Dazu gibt’s meist Gemüse, Fisch oder Huhn. Letzteres lehnen wir dankend ab, der Fisch ist dafür wirklich ok.

Immer extrem freundlich und extrem günstig. Für umgerechnet 3,50 bis 4 Euro pro Person wird man pappsatt.
Kulinarische Highlights darf man halt nicht erwarten.

Die Nacht in einem kleinen Trockenwadi nahe Mirbat ist die heißeste bisher. Kein Lüftchen regt sich und obwohl weit und breit kein Süsswasser ist quälen ein paar Mosquitos.

05.02.2023:
Jedes Omanische Kind kennt das Wadi Darbat. Es steht für das grüne Paradies, das gerade im Hochsommer wenn die Temperaturen im Rest des Landes unerträglich sind von einer meteorologischen Besonderheit profitiert: Dann gibt es in einem begrenzten geographischen Bereich, von hier bis ins nahe Salalah, nämlich einen kleinen Monsun mit echtem (Niesel)regen, der die Landschaft in üppiges Grün taucht.
Es ist klar, dass jetzt im Winter – also in der Trockenzeit – davon kaum etwas zu sehen sein wird. Weil es aber nur wenige Kilometer von der Route entfernt liegt, haken wir das schnell ab. Wir sind alleine hier, der große Wasserfall ist nur ein kleines Bächlein.
Der riesige, angeblich (?!) 1000jährige Tamarindenbaum ist ein bescheidenes Highlight. Bootstouren werden angeboten, Kühe (!!!) laufen herum, auch wenn die Kamele in der Überzahl sind. Ein kleines Disneyland für Omanis.
Im Sommer muss hier die Hölle los sein, die riesigen Parkplätze deuten das an.

Kurz darauf sind wir bei den Vororten von Salalah und baden am hier wieder weiter werdenden Strand, der von unzähligen Seevögeln bevölkert wird. Sie warten darauf, dass vom Fang der Fischer etwas für sie abfällt.
Die Wassertemperatur liegt bei 25 Grad oder etwas darüber.

06.-12.02.2023:
Salalah scheint wie ein viel zu groß geratenes, modernes Dorf. Platz gibt’s hier ja genug und so zieht sich die zweitgrößte Stadt des Oman verschwenderisch über viele, viele Kilometer. Man weiß irgendwie nicht so recht wo Salalah anfängt und wo es aufhört.
Die Infrastruktur ist hervorragend, alles ist verfügbar. In den modernen Shoppingmalls findet sich auch in den verstecktesten Winkeln kein Staubkörnchen, den allgegenwärtigen indischen Staubwischern sei dank.
Was richtig auffällt ist das subtropische Flair, mit all den vielen Kokospalmen, Papaya- und Bananenplantagen. Viele tropische Früchte die ich sonst nur aus Indien kenne werden überall am Straßenrand angeboten.

Aus dieser Gegend kommt der beste Weihrauch der Welt, die Bäume wachsen in der Umgebung der Stadt.
Natürlich kaufen wir im Souk Weihrauch ein …

Wir treiben uns in der Stadt herum, besuchen die Moschee …

… lassen uns von Barbieren verwöhnen …

… kaufen beim Inder schönes Leinen ein und lassen es uns von einem jemenitischen Schneider zu luftigen Hemden und Hosen schneidern.

Abends genießen wir Sundowner, das hervorragende Essen und die Atmosphäre in den Luxushotels.
Mein Spruch ist ja immer: „Lasse es dir nie schlechter gehen als unbedingt nötig.“

Q.E.D.

Besonders freut mich, dass Burkhard und Sabine von der Lila Pistenkuh extra nochmal nach Salalah zurückfahren um uns zu treffen.
Ein sehr netter, lustiger Abend wird das.

Geschlafen wird am Strand, wo nachts eine angenehm kühle Brise geht.
Man muß nur aufpassen, dass der gewählte Schlafplatz nicht direkt unter einer Kokospalme liegt. Eine Delle mehr auf Luxi’s Dach wäre jetzt zwar auch schon egal, aber so eine Kokosnussbombe von oben würde den Schlaf empfindlich stören 🙂

Am Samstag fliegt Heidi von Salalah aus heim, ich werde danach den Rückweg nach Muscat antreten wo ich hoffe, einen fähigen Fahrzeugbauer zu finden, der Luxi’s Wohnkabine einigermaßen ordentlich repariert und vor allem dicht bekommt.
So könnte ich mir die 3000 km Fahrt hin und retour nach Riyadh ersparen. Aus zolltechnischen Gründen bleibt das Auto ja über den Sommer im Oman, in Saudi Arabien ginge es nur 3 Monate.

Weiter zum Kapitel 9: Oman III

Die folgende Karte beinhaltet die bisherigen Fahrten (lt. GPS-Aufzeichnung).
Die Karte ist zoom- und verschiebbar.

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