Die Sinterterrassen von Pamukkale begeistern uns derartig, dass wir beschliessen, noch einen weiteren Tag an diesem Publikumsmagneten zu verweilen. Wir sind zwar nicht die Einzigen, unserer Freude tut dies aber keinen Abbruch. Im Internetcafe treffen wir auf einen Exweltmeister aus der Heimat, der mit zwei weiteren Begleitern bereits seit drei Monaten unterwegs ist. David Zwilling – seines Zeichens eine wahre Skilegende – erwandert den Pilgerweg „Jerusalemweg“ mit Start in Oberösterreich und Ziel am 24.12.2010 in Jerusalem. Wow – den Dreien gebührt unsere Hochachtung – wie bequem reisen wir da doch mit unserem „Luxi“, wo wir tagtäglich im eigenen Bett schlafen können.
Bevor es uns an die traumhaften Strände der lykischen Küste zieht, packen auch wir wieder einmal die Bergschuhe aus. Im westanatolischen Bergland entdecken wir ein schnuckeliges Plätzchen für die Nacht und beschliessen ein, zwei Tage, die nähere Gegend zu erkunden. Ohne Wegemarkierung (keine ausgewiesenen oder gar beschilderten Wanderwege – gibt’s eigentlich einen türkischen Alpenverein?), dafür aber mit GPS ausgestattet, stapfen wir los und schaffen einiges an Kilo- und auch Höhenmetern. In winzigen Bergdörfern, ohne Asphaltstrasse oder Lokanta, gibt es kaum eine Behausung ohne Satschüssel. In dieser Abgeschiedenheit eine Möglichkeit, am übrigen Weltgeschehen teilzunehmen.
Unsere Vorräte neigen sich dem Ende zu und auf einem kleinen Markt decken wir uns wieder einmal mit köstlichem Obst und Gemüse ein. Bei dieser Gelegenheit kosten wir auch ein „Gözleme“ – im Türkensitz bereiten zwei Frauen diese hauchdünnen gefüllten Fladen zu.
Bei einem Barbier gleich um’s Eck freut sich Max über einen neuen Haarschnitt und schaumvoller Nassrasur. Eines muss man diesen Burschen lassen: von diesem Handwerk verstehen sie was. Beinahe schon liebevoll wird da geschnipselt und gekämmt und die wahren Meister ihres Faches entfernen auch noch die Härchen aus den Ohren mithilfe einer kleinen Flamme und das alles laut Max schmerzfrei. Eine Stunde Geduld ist vonnöten, dafür glänzt ein neuer Kopf incl. Nackenmassage um € 3,50.
Mit diesem flotten Kurzhaarschnitt eine ideale Voraussetzung für den nächsten Badespass am Strand von Patara.
Hier türmen sich meterhohe Dünen aus Sand wie in der Sahara, direkt am Meer. Und wer uns gut kennt, der weiss, wie sehr wir diese Sandlandschaften lieben. Oberhalb dieser Sanddünen parken wir und sind wieder mal die Einzigen, die auch hier die Nächte verbringen. Die herrliche Aussicht entlohnt für den ca. 15-minütigen Abstieg zum Strand. Wir packen hier auch unsere Hängematten aus und geniessen den Platz an der Sonne. Herz, was willst du mehr? Dass das nächste Dorf 4 km entfernt liegt, stört uns nicht im geringsten. Eine Flasche Rotwein haben wir noch von zu Hause dabei und bei Kürbisravioli und frisch gemachter Tomatensoße mit Basilikum (dank Annette haben wir dieses Pflänzchen immer noch mit) geniessen wir die hinter Rhodos untergehende Sonne mit musikalischer Begleitung aus Luxis Lautsprecher. Damit auch uns nichtallzuviel entgeht, was den Rest der Welt bewegt, empfangen wir zeitweise Ö1 oder die deutsche Welle. Aber wir versäumen ja nicht wirklich was und selbst wenn – an dieser ruhigen aber landschaftlich spektakulären Küste zählen andere Werte.