Naher Osten 2010 – Teil 14: Pfüat di Türkei – Griass di Syrien

Am Sonntag, 31.10.2010 kehren wir der Türkei nach genau 7 Wochen den Rücken und für uns ists ganz sicherlich nicht der letzte Besuch dieses interessanten und gastfreundlichen Landes. Auf dem Weg zur syrischen Grenze stoppen wir und sehen direkt an der Strasse gelegen eine riesige Fläche mit dunkelroten Paprikaschoten. Wir sind einigermassen erstaunt, dass heutzutage dieses süsse oder scharfe Gewürz noch von Hand aus verarbeitet wird.  
 
An die 20 Personen sind mit dem säubern, umdrehen und zerkleinern der reifen Schoten beschäftigt. Aber wer jetzt denkt, dass hier Hygienevorschriften herrschen, der liegt falsch. Frauen schupfen die Paprikas mit ihren Füssen zur Seite und sorgen so für die richtige Trocknung. Aber nicht mit gewaschenen Füssen, sondern mit ganz normalen Schuhen. Beim nächsten Gulasch werden wir an diese Szenen denken!  Das Ganze kommt dann mit einer Schaufel in einen Häcksler. Die türkischen Arbeiter(innen) freuen sich riesig über unseren Besuch und schnell wird wieder einmal eine Teepause eingelegt, bevor’s für uns zur Grenze weitergeht. Die Formalitäten sind relativ schnell abgewickelt, nach gut einer Stunde betreten wir bereits syrischen Boden.
Aleppo, das arabische Halab ist unser erstes Ziel. Die Stadt mit rund 4 Mio. Einwohnern hat bereits eine 5000 jährige Geschichte. Ob Assyrer oder Hethiter, Babylonier oder Ägypter, immer wieder musste sich die Stadt Stärkeren beugen und versuchte dennoch, sich zu behaupten. In den Straßen stößt man neben alteingesessenen Stadtbewohnern auf anatolisch-türkische Bauern, Tscherkessen aus Südrussland, christliche Armenier aus Ostanatolien, Beduinen aus den südöstlichen Steppengebieten und auf Juden.  
Die Besichtungen der Zitadelle „Qala’at Halab“, diverse Moscheen, das Nationalmuseum und natürlich die Souks (Bazaren), die auf über 10 km verteilt sind, stehen für die nächsten drei Tage auf unserem Programm.
Die Zitadelle von Aleppo

Das Wetter ist die letzten Tage durchgehend wolkenlos und tagsüber angenehm warm. Geschäftiges Treiben herrscht in den Bazaren und oftmals heissts Bauch einziehen, wenn ein Auto durch die engen Gassen des Souks fahren will. 
 
Kulinarisch lassen wir uns in den nächsten Tagen quasi ausser Haus verwöhnen – die Küche des Womos wird nur fürs Frühstück genutzt. Zahlreiche Lokale bieten eine unglaubliche Auswahl von Gerichten und wir delektieren uns am liebsten an den vielfältigen und reichlichen Vorspeisen. Ob Paste aus Sesamkörnern oder Baba Ghanusch (geröstete Auberginen mit Zitrone, Knoblauch und Sesamöl) das mit Fladenbrot gegessen wird, ob Sambousek oder Fataya – wir sind restlos begeistert. Selbst in den feinsten Restaurants sind die Preise weiiiiiiiiiiiiiiit unter mitteleuropäischem oder türkischem Niveau. 
 
Todmüde von den Eindrücken und den gelaufenen Kilometern fallen wir am Abend ins Bett. Unser Schlafplatz ist zwar alles andere als schnuckelig, dafür nächtigen wir inmitten der Stadt auf einem nicht gerade gepflegten Parkplatz, der derzeit als Lagerplatz für eine Baustelle genutzt wird. In der Nacht ist es aber völlig ruhig und das ist für uns momentan das Wichtigste. 
Ned schön, aber zentral und ruhig