Teil 3 – Von Namibia nach Kapstadt
Zurück zu Teil 1: Anreise und der Norden Namibias
Zurück zu Teil 2: Von Etosha in den Süden NamibiasLETZTES UPDATE: 07.12.2025 (wird gerade bearbeitet!)
Mittwoch, 03.12.2025 (Fortsetzung)
Wir fahren also über die Grenzbrücke zum südafrikanischen Abfertigungsgebäude.

Man gibt uns ein Einreiseformular, kontrolliert werden die lückenhaft gemachten Angaben nicht wirklich.
Ich verhandle uns mit ein wenig freundlichem Geplauder ohne große Schwierigkeiten einen 3monatigen Aufenthalt in Südafrika raus.
Läuft.
Dann weiter zum Zoll.
Ein gemütlich aussehender Beamter langweilt sich hier offensichtlich und natürlich möchte ich ihn in seiner kontemplativen Behaglichkeit nicht stören.
Ich zeige ihm daher nur kurz mein Carnet und beginne mit: „Ich habe hier einen etwas komplizierten Fall“, und bevor er sich noch am Kopf kratzen und überlegen kann, was dieser Tag so schwieriges bringen mag ergänze ich: „Das ist ein österreichisches Auto mit einem deutschen Carnet. Ich denke nicht, dass Sie, Verehrtester, das abstempeln müssen.“
Somit habe ich ihm bereits einen wunderbaren Ausweg – aus seiner kaum begonnenen Misere – wie einen roten Teppich gelegt.
Diesen beschreitet er freudig.
„Nun“, brummt er um ein wenig in seinen Unterlagen zu blättern, „der letzte Europäer dessen Carnet ich gestempelt habe war Belgier …“
Ich pflichte bei: „Genau, eine völlig andere Sachlage!“
Schnell sind wir uns einig, dass Luxi keinen Eintrag ins südafrikanische Zollsystem rechtfertigt und wir verabschieden uns voneinander mit dem guten Gefühl, eine potentiell komplizierte Sache zur beiderseitigen Zufriedenheit erledigt zu haben.
So geht Afrika 🙂
Mit herzlichem Dank an meinen Lehrmeister Wolfi, der mir auf einer gemeinsamen Afrikareise vor vielen Jahren so einiges beigebracht hat.
Noch ein paar Dutzend Kilometer, dann lass‘ ich es mit dem Fahren für heute gut sein. Mit Blick auf den Atlantik und inmitten von salztolerierenden bodennahen Sukkulenten finde ich uns ein sehr ruhiges Plätzchen für die Nacht. Es kühlt auf 14 Grad ab.


Der Boden ist von Nagetieren förmlich durchlöchert. Auf der kleinen Abendwanderung breche ich immer wieder in die von ihnen gegrabenen Gänge ein.
Auch ein kleiner, vergessener Familienfriedhof hier im schier unendlichen Nichts ist von ihnen okkupiert.
Die allgegenwärtigen Raubvögel können die Population der Mäuse oder Wüstenratten offenkundig kaum im Zaum halten, dabei sieht man an gefühlt jedem zehnten Telegrafenmasten einen wohlgenährten Falken, Sperber oder noch größeren Vogel sitzen.
Donnerstag, 04.12.2025
In der ersten, für unser Empfinden ziemlich trostlosen aber immerhin sauberen Kleinstadt nach der Grenze sind wir direkt am Atlantikstrand. Es ist angenehm kühl, das Wasser hat gefühlte 14 Grad. Hab‘ ich den Benguelastrom schon erwähnt?
Hier in Port Nolloth bekommen wir ohne Ausweis eine SIM-Karte. Der Pakistani der sie mir überreicht meint auf meine Frage, was ihn denn hierher ans Ende der Welt verschlagen hätte nur knapp: „There is no crime here.“
Eine Aussage die uns zu denken gibt. Die Abwesenheit von Kriminalität ist diesem jungen Menschen wichtiger als die Teilhabe an sozialen, kulturellen, etc. Angeboten.
Es folgt eine meist unspektakuläre Fahrt in stetem Auf und Ab über 500 Kilometer, bei im Laufe des Tages immer stärkerem Seiten- und Gegenwind.
Kaum entfernt man sich von der Küste, wird es mit jedem Kilometer heißer bis wir wieder bei den „gewohnten“ 42°C sind.
Ein Tankstopp mit Magnum Mandel ist da schon eine willkommene Abwechslung.
Ansonsten muss ich bei den Steigungen immer Drehzahlmesser, Öldruckanzeige und das Kühlerwasser im Blick haben. Kaum bin ich etwas zu lange im zu hohen Gang, kocht das Kühlerwasser und ich muss nach einer Abkühlpause nachfüllen. Anstrengend.
Optisch und geologisch wird es erst interessanter als Granitfelsen auftauchen. Wie riesige glatte Walrücken drücken sie sich ein paar hundert Meter in die Höhe. Fast gleichzeitig sehen wir erste richtige Bäume bei Farmen.



Kurz vor Lutzville bereits abgeerntete Getreidefelder …

… und dann plötzlich wie aus dem Nichts: Weingärten!
Wir sind in der nördlichsten der Kap-Weinregionen angekommen.
Das gehört nach diesem langen Fahrtag ordentlich gefeiert und das tun wir auch.

In einem Restaurant oberhalb des Strandes des kleinen Fischerdorfes Doringbaai gibt es „nur“ Fish & Chips. Das klingt nicht großartig, ist aber eine Riesenportion herrlich saftiger Kap-Seehecht und der hiesige trockene Chardonnay passt ausgezeichnet dazu.
Die Kosten für das alles sind sehr, sehr überschaubar.
Ich bin danach nicht in der Lage weiterzufahren und wir übernachten kurzerhand auf dem Restaurant-Parkplatz. Ruhig und kühl. Was will man mehr.

Freitag, 05.12.2025
Wir müssen uns unbedingt die Beine vertreten. Wie passend, dass gleich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Coastal Walkway beginnt.


Entlang des Meeres wandern wir ein Stückerl drauflos und sehen enorm viel Seetang (Kelp) wachsen, dazu verschiedene Muschelarten, dicht an dicht.
Obwohl einiges an angeschwemmtem Tang am Strand liegt, riecht es gar nicht unangenehm, wie man vielleicht erwarten könnte.


Zurück im Fischerdorf brunchen wir in einem Restaurant direkt am Hafen und sehen nebenan einerseits, wie Seeohren (engl. Abalones, eine beliebte Schnecken-Köstlichkeit) gezüchtet werden und andererseits, wie der Seetang geerntet wird um damit die Seeohren zu füttern.
Eine mühsame Sache und schon wieder so ein Job, den ich nicht machen möchte.



Auf die anschließende Fahrt entlang der Küste hätte ich im Nachhinein gerne verzichtet: Wegen des Wellblechs ist die Piste trotz stark reduziertem Luftdruck weitestgehend nur in Schrittempo machbar.
Die Gazellen die wir hier sehen gleichen das elende Gerüttle nicht aus.


Erst kurz vor Lamberts Bay wird es schlagartig viel besser.
Ich entdecke dann von der Straße aus ein Dünengebiet. Weil der Reifendruck eh schon minimal ist, ist ein Abstecher dorthin für einen Sandfreak wie mich ein Muss.
Also lege ich den Allrad ein und fahre mit Untersetzung auf sehr tiefsandiger Piste in die Nähe der verlockend hellbeige leuchtenden Dünen.
Dann geht’s zu Fuß weiter.







Der Wind ist auf den Dünen enorm stark, in den Ohren und zwischen den Zähnen finden sich noch Stunden danach Sandkörner.
Auf einem netten, windgeschützten Campingplatz in der Nähe checken wir ein und bleiben ein paar Tage.
Nachts angenehme 15 Grad, tagsüber um die 30°C.
Wir sind praktisch die einzigen Gäste.

Viele recht zutrauliche Vögel leisten uns hier Gesellschaft, auch beim Yoga.




Samstag/Sonntag, 06.-07.12.2025
Wochenende mit Waschtag und gutem Seafood-Essen in Lamberts Bay.

Die bisherige Reiseroute in Südafrika gemäß GPS-Aufzeichnung (ab 6.12.2025).
Die Karte ist zoom- und verschiebbar.