Tunesien 2012 – Teil 2: Anreise und gleich weiter nach Südtunesien …

Einige ziemlich wild aufgepackte Gefährte wollen auch mit in den Riesenkahn.

Die Kabine war teuer, dafür ist sie recht klein …

 Na ja – die Alternative wären sogenannte „Pullman-Schlafsessel“ gewesen, in denen Schlafen bestimmt unmöglich wäre.

Die 21 Stunden auf der italienischen Fähre (mit hauptsächlich tunesischem Publikum) verlaufen trotz recht bewegtem Meer ohne flaues Magengefühl.
Wir können schon auf dem Schiff die Einreiseformalitäten grossteils erledigen, denn der Zoll und die Einreisebehörde sind auch an Bord. Wir schmökern ein wenig in den Reiseführern, da wir uns zu Hause nicht allzu viel Zeit genommen haben, um den genauen Plan für die kommenden Tage festzulegen.  Fein dass wir uns immer einig sind und es keiner langen Diskussionen bedarf, wie die Reiseroute verlaufen soll! Da wir ja vom „Wüstenvirus“ infiziert sind, wollen wir auch dieses Mal unbedingt einen Abstecher in die Sahara einplanen und steuern gleich mal den Süden an. Je länger wir warten, desto höher steigen die Tagestemperaturen. Den Norden von Tunesien heben wir uns für die letzten 10 Tage auf – nun geht’s erst mal von Tunis in Richtung Kairouan, der bedeutendsten islamischen Stadt Nordafrikas.



Wir machen einen kleinen Abstecher zum Meer und finden anschließend ein nettes Restaurant, neben dem wir nach dem Abendessen auch gleich unsere erste Nacht in Afrika verbringen. Dann geht’s auf der Schnellstraße durch die fruchtbare Ebene von Mornagh, wo neben Getreide und Oliven vorwiegend Weinbau betrieben wird. Zeitweise viel Gegend aber auch landschaftlich reizvolle Abschnitte der östlichen Dorsale-Bergkette.

In Kairouan besichtigen wir einige Moscheen mit schönen Fayencen und Kacheln sowie geschnitzten Deckenornamenten aus Olivenholz. Während Max am Nachmittag wegen einer kleinen Reparatur am Luxi (Bremsen) einen Mechaniker aufsucht, hat sich Heidi einen tunesischen Guide angelacht, der sie auf dem Weg in die Medina begleitet. Beim Gang durch die schmalen Gassen durch die kein Auto passt, entdeckt sie nicht nur winzige Werkstätten, in denen Handwerker ihren Lebensunterhalt verdienen, sie erfährt von ihrem dunkelhaarigen Begleiter auch dass viele junge Einheimische derzeit keine Arbeit finden und die Zukunftsaussichten nicht gerade rosig sind. Seit der Revolution im vorigen Jahr hat sich nicht wirklich etwas zum Vorteil der Bevölkerung verändert. In den Souks reiht sich der Metzer an den Teppichhändler, der Weber an den Barbier und im dunklen, überwölbten Gassengewirr versucht jeder sein Geschäft an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. Heidi lässt sich aber nichts andrehen, sie nimmt aber gerne die Dienste eines Schusters in Anspruch, der für umgerechnet 2 Euro gleich 2 Reißverschlüsse am Rucksack repariert. Am frühen Abend machen wir uns wieder auf den Weg, wir wollen raus aus der Stadt und fahren Richtung Süden. Die Straßen sind in meist gutem Zustand mit wenig Verkehr, der Liter Diesel kostet umgerechnet 60 Cent. Für unsere Verhältnisse sehr billig, für die Einheimischen dennoch zu teuer um Spazierfahrten zu unternehmen!! Wie schon so oft auf unseren Reisen finden wir immer wieder nette ruhige Übernachtungsplätze meistens auf Feldwegen, die uns eine ruhige Nacht gewährleisten. Fein dass wir vom eigenen Bett bis zum Kühlschrank und Dusche alles im Auto dabeihaben und nicht auf Quartiersuche gehen müssen.

Ein Abstecher führt uns zu einem eindrucksvollen Militärmuseum an der im 2. Weltkrieg wichtigen Marethlinie – wir bekommen eine individuelle Gratisführung durchs Museum und die Bunkeranlagen am Wadi Zigzaou. Im Ort füllen wir am Wochenmarkt unsere Lebensmittelvorräte auf. Erdbeeren um 1,20 € pro Kilo versüssen uns das Müesli der nächsten Tage.
Danach kurven wir durchs Dahargebirge, die Landschaft verändert sich von Mittelmeervegetation mit Olivenhainen zu immer arideren Gegenden. Dennoch trotzen Schaf- und Ziegenhirten dem spärlichen Bewuchs und streifen nach Nomadenart mit ihren Herden durch die Täler.
In früheren Zeiten kam noch die Gefahr durch Überfälle hinzu und so bestehen bis heute sogenannte Ksour, befestigte Speicherburgen.
Inmitten der Dünen des grossen östlichen Erg, des algerischen Sandmeeres, liegt Ksar Ghilane: Eine zum Teil von Palmen und Tamarisken bewachsene Oase, in dem es ein großes, natürliches Badebecken gibt. Hier sprudelt aus grosser Tiefe 37° warmes und leicht schwefelhaltiges Wasser. Wir beschliessen, die nächsten paar Tage hier auszuruhen und machen quasi „Urlaub am Bauernhof“. Rund um uns jede Menge Ziegen, Schafe und Kamele – ein Bild wie aus archaischen Zeiten.
Einmal am Tag kommen Fahrzeuge mit ausschliesslich französischen Touristen für ein paar Stunden vorbei, ansonsten haben wir den Pool und die grosse Oase praktisch für uns alleine. Bisher ist uns noch kein einziges anderes Wohnmobil untergekommen. Weder auf der Fähre von Genua noch sonst im Land.
Die Touristen reiten auf Kamelen oder Pferden bzw. fahren auf Quadbikes zum 3km von der Oase entfernten römischen Fort. Wir gehen natürlich zu Fuss querdünein und geniessen die untergehende Sonne im Dünenmeer. Power-Hängematting, Baden und Schachturniere bestimmen unsere Tage.
 
Tagged .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Eine Antwort zu Tunesien 2012 – Teil 2: Anreise und gleich weiter nach Südtunesien …

  1. Anonymous sagt:

    Und wieder total interessant Euer Blog …<br />Passt auf Euch gut auf!<br /><br />Liebe Grüße aus dem ebenfalls ziemlich warmen Salzburg (vorige Woche in Pula war&#39;s kühler!)<br /><br />Cornelia