Reisetagebuch 2018, Teil 15: Vom Kaspischen zum Schwarzen Meer

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11.6.2018
In Baku besichtigen wir noch das coole Heydar Aliyev Center (Architektin: Zaha Hadid), samt einer wirklich großartigen, berührenden Freilichtausstellung des vielfach ausgezeichneten iranischen Fotografen Reza Deghati.

Dann verlassen wir Baku mit einem Gefühl, dass wir bald wiederkommen werden. Ich bin ja wie gesagt für Städte nicht so leicht zu begeistern – die Naturschönheiten liegen mir mehr – aber Baku hat auch mich fasziniert.

Apropos Natur: In der Türkei haben wir bei Cirali an der Mittelmeerküste schon mal einen „brennenden Berg“ gesehen und es wäre ja gelacht, wenn das gasreiche Aserbaidschan nicht nur brennendes Wasser (siehe Reisebericht, Teil 14) sondern auch so einen brennenden Hang zu bieten hätte: Yanar Dağ heißt das Ganze und die Flammen sind offensichtlich nicht zu löschen. Man hat es im 2. Weltkrieg vergebens versucht, sodass die deutschen Flugzeuge dieses Naturschauspiel als Orientierungspunkt verwenden konnten. Die brennende Fläche ist nicht groß, aber die Hitzeabstrahlung ist enorm.


Danach fahren wir, an rötlichen Salzseen vorbei, auf der Abşeron-Halbinsel nach Norden wo in einem Tal wunderbare bunte Hügel („Bonbonberge“) einen idyllischen Nachtplatz abgeben.



Von einem der Hügel kann ich zu meiner Freude einen außergewöhnlich großen Fuchs beobachten.

12.6.2018
Wir fahren auf großteils sehr guten Straßen nach Nordwest, in Richtung Georgien. Die Vegetation geht von Wüstensteppe in Trockenrasen über, es wird schnell grüner und grüner, aus Wiesen werden Wälder und aus dem Norden winken die schneebedeckten Berge des Kaukasus welche die Grenze Aserbaidschans zu Russland bilden.

Entlang der Straße drängen sich unzählige Restaurants zwischen den Bäumen, auf der Straße finden sich gefühlt mehr Kühe als Menschen…

13.6.2018
Nach dem Volltanken (Diesel kostet in Aserbaidschan umgerechnet etwa 0,30 €) muß ich an der Grenze 20 USD Straßenbenützungsgebühr zahlen. Ich bekomme einen offiziellen Computerbeleg dafür, das scheint also in Ordnung zu sein. Ansonsten ist die Ausreise mit einem kurzen Blick ins Innere des WoMos recht schnell erledigt.

Auf der Georgischen Seite einige Sprachschwierigkeiten, aber auch so sind wir in einer Viertelstunde durch. Die neuerdings obligatorische Versicherung hatte ich schon für 10 Euro online gekauft.

Einmal quer durchs Land weniger als 600 Kilometer – das schaffen wir mit einer Tankfüllung 🙂

An die Schrift müssen wir uns erst gewöhnen – sie ist für uns ebenso unentzifferbar wie es die Iranische war.

Beiwagenmotorräder haben wir ein Aserbaidschan nicht gesehen (dort dominierten am Land die Ladas, in der Stadt Mercedes, Lexus & Co), hier in Georgien sind sie beliebtes Transportmittel für Waren und Menschen.

Der Lebensstandard in Georgien ist offensichtlich um einiges niedriger als im relativ wohlhabenden Aserbaidschan. Die Menschen wirken auch lange nicht so freundlich, eher russisch-verschlossen. Wenn man sie anlacht, kommt nicht immer ein Lächeln zurück. Ein leichtes Handheben zum Gruß ist – Ausnahmen bestätigen die Regel – schon das höchste der Gefühle.

Etwa 60 Kilometer vor Tbisli (Tiflis) biege ich nach Süden ab und schlagartig sind wir aus den Wäldern heraußen und in einer prärieartigen, ebenfalls wunderbaren Landschaft mit einem bunten Blumenmeer.

Wenige Kilometer weiter wird es immer trockener, ich glaub ich wär in Texas …

… und da kommt prompt der Cowboy geritten!

In Udabno gibt’s unverhofft ein paar coole Bars und Unterkünfte. Hier können wir die durstigen Kehlen mit einem Bier stillen …

… und Wasser bunkern, bevor wir durch mongolisch anmutende Weiten auf immer schlechter werdender Piste zum Klosteranlage von Davit Gareja rumpeln.
Nach einer ersten Besichtigung beschließen wir: die mühsame Anfahrt hat sich gelohnt!

Mit einem wunderbaren Blick zum Sonnenuntergang (wieder mal bunte Berge) und einem seeehr kräftigen Gin & Tonic beschließen wir den Tag.

14.6.2018
Die Hunde die ich gestern noch gefüttert habe waren zum Dank die halbe Nacht am Bellen und japsen. Dankeschön 🙁

Auf den Bildern sieht man ja nie wie grauslig die Piste bei der Weiterfahrt wirklich war.
Trotzdem ein Versuch:

Zur Belohnung winkt uns ein schönes Frühstücksplätzchen:

Nach stundenlanger Rüttelei sind wir endlich wieder im Tal und der Kontrast könnte kaum größer sein. Vorhin noch herrliche, einsame Weite und jetzt sowjetische Plattenbauten (und diese hier waren bei weitem nicht die schlimmsten):

Kurz darauf sind wir in der Hauptstadt Tblisi (Tiflis). Auch diese Stadt hat ihre zwei Gesichter, keine 300 Meter voneinander entfernt:

Ja ja, der georgische Wein hat seine Meriten …

… und die Stadt ihre gemütlichen Ecken …

… und auch ihre futuristischen, wie diese Fußgängerbrücke hier:

Tblisi verlockt uns trotz allem nicht zum längeren Bleiben. Am späteren Nachmittag sind wir schon wieder weg uns suchen uns einen ruhigen, kühlen Platz in den Bergen zum Übernachten.

15.6.2018
Wir nähern uns dem Schwarzen Meer. Es wird wärmer, die Vegetation subtropisch mit ersten Palmen.
Dann ist es soweit. Ein erster Annäherungsversuch:

… ergibt den Befund: Das Meer ist warm, etwa 24°C.

Baden wollen wir aber erst wo es sauberer ist. Wenige Kilometer weiter finden wir einen kleinen, hauptsächlich von Russen (und Russinen! ;)) bevölkerten Badeort. Der dunkle Sand ist sauber und soll durch seine magnetischen Eigenschaften sogar therapeutische Heilwirkung haben. Mir egal, das erste Bad im Meer heuer ist jedenfalls fein!

Wir futtern dann noch wirklich her-vor-ra-gend in einem Strandrestaurant (die georgische Küche ist ja sowas von lecker!) und ich kippe fast eine ganze Flasche Wein. Na bumm – jetzt brauch‘ ich erstmal eine Pause.

Danach kann ich trotzdem noch bis Batumi fahren. Diese Stadt gefällt uns auf Anhieb, trotz der drohenden Regenwolken. Absolut relaxt-coole Atmosphäre, jede Menge Restaurants, Bars, Cafés, Casinos. Und ein paar tolle Gebäude:


Es gibt unter anderem Volleyball am Strand…

… und open-air Billard.

Goldenes Dachl? Falsch geraten! Das hier ist Batumi, das Georgische Seebad mit Flair.

16.6.2018
Wir haben bei einer römischen Festung übernachtet und verbringen einen Faulenzertag an einem schönen Strand mit klarem Wasser. Das Schwarze Meer ist nämlich gar nicht schwarz. 🙂

Hier der bisherige Routenverlauf in den Kaukasusrepubliken (die Karte ist zoom- und verschiebbar):

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Eine Antwort zu Reisetagebuch 2018, Teil 15: Vom Kaspischen zum Schwarzen Meer

  1. Heli sagt:

    Es bleibt spannend mit euch! Beinahe kommt mir vor, ich kann schon euren Diesel riechen! Gute Fahrt!