Saudi-Arabien Dez. 2023, Teil2

Zurück zum vorigen Kapitel: Saudi-Arabien Dezember 2023, Teil 1

Immer noch 7. Dezember 2023:
Aus Satellitenbildern kann ich mittlerweile schon einigermaßen gut lesen, wo es interessante Landschaftsformen geben könnte. Das versuche ich auch hier, nahe der Mini-Ortschaft Al-Uzaym und werde fündig.
Wunderbare Granithügel sind hier in einem weiten Tal verstreut, das Offroadfahren macht hier riesig Spaß, nur selten ist der Sand wirklich tief.
Es ist Beduinenland, Kamelzüchter haben das bisschen Regen das jetzt im Winter fällt sehnlichst erwartet. Was bei uns kaum für ein paar Schafe und Ziegen ausreichen würde, ernährt hier große Kamelherden.

Außerdem wachsen hier große Mengen der giftigen Bitterkürbisse (Citrullus colocynthis). Deren kugelrunde Früchte schmecken aber so bitter, dass sogar die Kamele sie verschmähen wenn sie nicht am Verhungern oder Verdursten sind. Und ja, ich hab’s vorsichtig probiert und es ist wirklich extrem, wie hantig die sind.

Mich interessieren aber eh mehr die Granithügel. Jedoch ich komme nicht weit, denn immer wieder werde ich von dem wie überall hier extrem freundlichen Einheimischen genötigt, mich zu Tee, Datteln und Essen niederzulassen. Donnerstag-Herrenabend mal anders. Nur sehr schweren Herzens lassen sie mich gehen, dann warten schon die nächsten 🙂
Irgendwann schaffe ich es aber, dann bin ich alleine mit der herrlichen Landschaft, der Stille dieses friedlichen Tals und mit den Kamelen. Ich bin auf genau 1000m über Meereshöhe, die Temperaturen sind sehr angenehm: Tagsüber knapp 30 °C, abends um die 20 Grad.


Nicht immer geht’s bei den Kamelen ruhig und friedlich zu: Wenn ein brünftiger Hengst mal ein paar Mädels jagt, kommt die ganze Herde ins Laufen:

Cool finde ich auch diesen „Split Rock“:


Nach Lust und Laune kurven Luxi und ich zwischen den Granithügeln umher.
Endlich sind wir nach all der Fahrerei und dem Behördenkram da angekommen, wo wir hinwollten. Jetzt wird der Teil im Nordwesten Saudi-Arabiens erforscht, den ich von vor einem Jahr noch nicht kenne.
Und auch wenn’s heute einfach nur schön aber nicht spektakulär war, so genehmige ich mir auf jeden Fall den wohlverdienten Sundowner 🙂

8. Dezember 2023:
Nach dem Blog updaten usw. noch ein bisserl easy offroading zwischen granitenen Domen und Kathedralen …


… dann lasse ich diese Hügel hinter mir und wechsle ein paar Kilometer weiter zu dunklerem Fels: Zu erloschenen, stark erodierten Vulkanen. Die müssen schon echt lange hier rumstehen, dass sie so von Wind und Wetter abgenagt wurden. Zeit ist in der Wüste nochmal eine eigene Dimension.

Weil ich zuvor von Locals zum Fotoshooting gebeten wurde bin ich spät dran als ich mit Luxi in so einen Krater hineinfahre. Die Sonne verschwindet gerade über dem Kraterrand. Morgen früh werde ich bei besserem Licht noch ein paar Bilder schießen.
Panoramafoto bzw. Luxi-Suchbild:

In einem Vulkankrater zu übernachten ist mal was neues.
Und der Sternenhimmel nachts ist atemberaubend!

9. Dezember 2023:
Ein morgendlicher Spaziergang in der Kraterschüssel:


10. Dezember 2023:
In einer kleinen Oasenstadt hole ich mir das Notwendigste: Wasser, Diesel, frische Lebensmittel. Dann geht’s gleich zurück in die Pampa. Ich finde einen wunderbaren Platz, wieder glattgeschliffene Granitfelsen, diesmal aber ganz einsam:


Hier sind weniger Kamele unterwegs, dafür außergewöhnlich viele Vögel. Ich erkenne nur die Sandlerchen und die neugierigen Weißbürzelsteinschmätzer. Einmal scheuche ich sogar eine Wachtel auf und hoch oben kreist ein Adler oder Geier.
Ich gehe eine große Runde wandern. Man sieht keine Menschenseele, die winzigen Palmgärten der Gegend machen aber einen aufgeräumten, gepflegten Eindruck.

11. Dezember 2023:
Manchmal komme ich mir eher vor wie in der Mongolischen Steppe: Weite hügelige Landschaft, zartes Grün.


Netter „balanced rock“:

Und immer wieder muß ich zu Tee, Kaffee und Datteln einkehren. Wenn’s wenigstens ein Bier gäbe oder hübsche Mädels die den Tee servieren – aber weder das eine noch das andere. Nur bärtige Typen. Der rechts im Bild konnte wenigstens ganz passabel Englisch, den linken habe ich dafür bei einer kleineren Reparatur eingeteilt, hihi.

12. Dezember 2023:
Morgens ziehen erste Wolken auf:
Es wird windig und kühlt markant ab. Abends dann ein Gewitterregen mit Blitz und Donner.
Ich lege einen Bürotag ein.

13. Dezember 2023:
Ich schlage die Augen auf, keine Wolke am Himmel. Nur der feuchte Sand und manchmal ein paar Pfützen sagen mir, dass ich den Regen nicht geträumt hab‘.

Granitkugeln und -türme ohne Ende.


Erst am Nachmittag komme ich urplötzlich in eine andere geologische Region. Innerhalb von wenigen Kilometern wechselt das Gestein von Granit zu Sandstein und sofort gibt’s mehr Türme und bizarrere Erosionsformen.
Auch hier sausen Schwalben und Steinschmätzer enge Runden um mich. Besser von Vögeln umschwärmt als gar nicht 😉
Nachts dann ein gigantischer Sternenhimmel in mondloser Nacht. Was ich bisher noch nie erlebt habe: Manche Sternschnuppen sind so hell, daß sie Schatten werfen!! Es werden wohl die Geminiden sein, es sind viele.

14.-17. Dezember 2023:
Beim letzten Tankstop (Diesel und Wasser) habe ich bemerkt, dass ich Wasser verliere. Oh Schreck – der neue Tank aus GFK, den die Jungs im Oman maßgefertigt haben, ist gerissen. Und das gleich an zwei Stellen. Na, super.

Ob meine Klebeversuche mit Notmitteln aus der Bordkiste helfen? Ich hoffe es.

Ich bewege mich nun tiefer in die Sand- und Steinwüste. Die Tage sind genial, mit all den Sandsteinfelsen.

Die Nächte bieten ein wahres Spektakel mit der ganz deutlich sichtbaren Milchstraße und dem Meteoritenregen. Ich lege mich auf die Strandliege, dick eingepackt gegen die nächtliche Kälte und bestaune die Sternschnuppen.
Kein Mond ist zu sehen, die Dunkelheit fast vollkommen. Nur die Sterne leuchten so hell, dass man die Umrisse aller Gegenstände und Felsen der Umgebung erkennen kann. Nur das Sternenlicht! Wahnsinn.

Täglich wandere ich um die 10 Kilometer, manchmal auch mehr. Immer gibt es was zu entdecken und erforschen. Sei es eine besondere geologische Formation, Wüstenflora (Verschiedenste Blüten, Wüstenspargel!) und -fauna (Sandfuchs, Wüstenigel, Agamen, Skinke, Kamele und Vögel) oder ganz selten ein Wasserloch, dann aber immer mit vielen Tierspuren zum Studieren.

Immer wieder treffe ich auf Felszeichnungen und Felsgravuren. Manche dürften wenige Jahrzehnte oder Jahrhunderte alt sein, andere bestimmt Jahrtausende, von den Motiven zu urteilen. Wann gab es zuletzt Rinder hier in einer der trockensten Gegenden der Welt? Die letzte Feuchtperiode endete vor etwa 4000 Jahren.


In einem besonders schönen, grünen Seitental verbringe ich so den ganzen Tag. Die Zufahrt war nicht ganz einfach, das Wadi sehr weichsandig und nur mit extrem niedrigem Luftdruck in den Reifen machbar.

Der nächste Tag beginnt mit einer bizarr-schönen Felsformation…

…gefolgt von einer langen Auffahrt die aber – Allah sei Dank – einfacher zu bewältigen ist als vom Satellitenbild her befürchtet. Luxi zieht den mehrere Kilometer langen Hang hoch als ob das gar nichts wäre. Ganz oben am Paß dann etwas steinig und dann surfen wir durch den weichen Sand auf der windabgewandten Seite in ein weites Hochtal (nach wie vor bin ich auf etwa 1100 M.ü.M.), das ich von vor einem Jahr schon kenne. Damals kam ich aus Südwesten, diesmal halte ich mich anfangs an die östliche Seite und klappere die für Sandsteinformationen ab, die mich immer wieder begeistern.
Schade nur, dass das auf den Handyfotos einfach nicht so toll rüberkommt wie es in Natura ist.

Ich treffe auf einen sudanesischen Kamelhirten. Schwarz wie die Nacht und herzlich wie alle Sudanesen die ich kenne. Die Sudanesen sind bekannt dafür, die besten Kenner der Tiere zu sein, mit großem Know-How für Hege und Pflege, Kräutermedizin usw. Deshalb werden sie von den saudischen Herdenbesitzern vorzugsweise angeheuert um tagtäglich, sommers wie winters um einen Hungerlohn für ihre Kamele zu sorgen.


Ich wechsle dann – wieder nach einer langen Fußwanderung – zu einer Felsgruppe etwas zentraler im Hochtal, die ich mit dem letzten Tageslicht erreiche.

Die ausgiebigen Regenfälle im Winter 2022/2023 haben den Grundwasserspiegel steigen lassen und so finden sich hier im Gegensatz zum Vorjahr viele Kamele. Wie immer bin ich bei Sonnenaufgang auf den Beinen, die Kamele tauchen auch kurz danach auf.
Geniale Landschaft!

Der Sonnenuntergang mit den steinernen Wächtern ist auch nicht ganz schlecht:

Am nächsten Tag will ich mir zu Fuß eine wenige Kilometer entfernte, eigenartige Struktur ansehen die ich auf den Satellitenbildern entdeckt habe:

Beim Näherkommen entpuppt sich das ganze als (vorislamische??) Grabstätte, ähnlich wie Schlüssellochgräber. Sicher bin ich mir aber nicht. Ausgerichtet ist das Grab – wenn es eines ist – in Ost-/Westrichtung, also nicht nach Mekka.

Noch ein paar Impressionen vom Rückweg zum Luxi:
Dann habe sogar ich genug von diesen Sandsteinfelsen gesehen, mich hier ausgiebigst ausgetobt und kann mich anderen Dingen widmen.

Übrigens: Die Sandsteinfelsen hier sind von sogenanntem „Wüstenlack“ überzogen. Das ist eine Kruste aus Mineralen, die die heiße Wüstensonne über Jahrhunderte aus dem Sandstein an die Oberfläche zieht. Daher erscheinen die Felsen rostrot bis dunkelbraun. Schlägt man die Kruste ab, befindet sich darunter blütenweißer bis hellbeiger Sandstein.
Jetzt stelle man sich vor, die Felsen hier wären alle „original“ blendend weiß – das wäre ja nicht auszuhalten vor lauter Feenkitsch.

Apropos Kitsch: Noch eine Woche bis Weihnachten – und ich könnte mental nicht weiter davon entfernt sein.

Nach dem morgendlichen Fußmarsch darf ich beim Frühstück eine neugierige Fransenfinger-Eidechse und einen Felsengecko ganz aus der Nähe beobachten. Felsengeckos gelten übrigens als giftiger als Sandvipern. Man hat früher (?) das Pulver aus den getrockneten Tieren zum Vergiften missliebiger Zeitgenossen verwendet.  Felsengecko Luxi und mir will niemand etwas Böses, nur die nun folgende knüppelharte Wellblechpiste die zur Asphaltstraße führt rüttelt uns ordentlich durch. Da wünscht man sich wieder zurück auf die weichen Sandpisten der vergangenen Tage. Auch wenn das nicht immer ohne Einsanden, Ausschaufeln und Sandbleche legen abgehen konnte – das gehört zu einer Wüstenfahrt dazu. Eingesandet

Die Pläne mit der Verschiffung von Luxi per Container von Jeddah nach Triest (derzeit habe ich da ein paar Anfragen bei Reedereien laufen) fallen mit dieser Meldung wie ein Kartenhaus in sich zusammen: Reedereien meiden den Suezkanal Mal sehen ob diese so wichtige Seefahrtsstraße nicht von ein paar wildgewordenen, im Mittelalter steckengebliebenen jemenitischen Huthis geschützt werden kann, die es nicht schaffen ihr Volk zu ernähren aber Geld und Energie für Waffen jederzeit übrig zu haben.
Ja ich weiß, die meisten der Raketen und Drohnen werden sie von dem ebenso verdammten iranischen Mullahs geschenkt bekommen haben. Jedenfalls ist man auf so einer Reise halt mehr von den geopolitischen Vorkommnissen abhängig als wenn man zuhause sitzt.
Trotzdem bin ich jetzt lieber hier als im kalten Regen spazieren zu gehen 😉 auch wenn es bedeutet, auf Achse über Jordanien oder Kuwait und Irak nach Europa zurückfahren zu müssen.
Ich meine, es wäre ja wirklich lachhaft wenn Luxi im Container um das Kap der Guten Hoffnung herum nach Europa schippern würde, wo doch die Reise ursprünglich bis nach Südafrika gehen sollte 😀
Jedenfalls kommt auch infrage, das Auto in Jeddah stehen zu lassen und im Frühjahr in Ruhe und ohne anatolische Kälte über Jordanien, den Irak und die Türkei zu fahren. Bei meinem bisherigen Glück mit der Weltpolitik wird bis dahin ganz bestimmt eine andere Krise ausbrechen die meine Pläne über den Haufen wirft. Ich tippe mal auf Jordanien mit seinem großen Palästinenseranteil an der Bevölkerung. Ob König Abdullah den Deckel auf seinem heißen Topf halten kann?

Aber zurück zur Gegenwart und an dieser Stelle ein Dank an Google. Was täte ich nur ohne die frei verfügbaren Satellitenbilder, die ich als Overlay in meine Navi-Software einblenden kann? Diese Bilder führen mich nämlich zu meinem nächsten Stop. Das hat auf den Luftbildern interessant ausgesehen und – voilà – Volltreffer! Ich lande in einem Wadi, das bisweilen so aussieht wie ich mir die Marsoberfläche vorstelle. Zuerst wird das Gestein ganz dunkel, Vegetation ist plötzlich fast nicht existent und eine kleine Piste führt zu einem periodischen (?) See, der derzeit ausgetrocknet ist. Ausgetrockneter See Der Untergrund besteht an den „Ufern“ aus Kies-Reg und eigenartig wellig geprägten Sandsteinstückchen, der Seeboden selbst aus gut zu befahrendem, trockenem Lehm. Hier quere ich eine Piste, in deren Fahrspuren Wasserpfützen stehen. Das war sicherlich der Regen von vor einer Woche.

Einen der kleinen Zeugenberge untersuche ich etwas genauer, finde aber keine vermuteten Versteinerungen. Nur Spuren, vermutlich von einem Wüstenfuchs. Zeugenberg Eigenartigerweise finde ich dann oberhalb der Abbruchkante, also über dem eigentlichen Wadi eine kleine Lacke. Die Gegend ist wunderbar und geologisch interessant, es ist herrlich warm, windstill und auch wenn ich heute noch nicht weit gekommen bin – egal, ich bleibe. Vielleicht kann ich ja nachts ein paar Tiere beobachten wie sie zum Trinken kommen.
Apropos Trinken: bald ist auch für mich Zeit für einen Sundowner. Aber zuvor marschiere ich einmal um den Mini-See um Spuren zu finden. Magere Ausbeute, alle mit einem großen Fragezeichen versehen (ich bin Spurenlese-Analphabet): Ein paar Kameltritte, eine Gazelle, Vogelspuren, davon eine von einem sehr großen Vogel, eine Trappe vielleicht? Und weitere Spuren eines Wüstenfuchses, vermute ich.
Dann hinüber zur Abbruchkante des Wadis. Neben eigenartigen und auch auf den Satellitenfotos erkennbaren rechteckigen Strukturen entdecke ich mein Highlight des Tages: Versteinerten Meeresboden! Es handelt sich dabei um eine Art fossilen Abdruck des damaligen Meeresbodens. Wer schon mal bei Ebbe über einen Sandstrand gegangen ist, hat auch solche Rippelmuster gesehen. Diese Strömungsrippel sind hier versteinert. Ich hatte das Glück, im Sudan schon mal so etwas zu finden. Gut möglich, dass es sich sogar um dasselbe prähistorische Meer handelt.
Etwa 330 bis 400 Millionen (!) Jahre alt. Der absolute Hammer, oder?
Wenn das Teil den Transport aushält, nagle ich es mir zuhause an die Wand: Versteinerter Meeresboden Die Gegend hier gefällt mir richtig gut. Man muss wohl ziemlich speziell gestrickt sein, um das zu sagen. Aber so bin ich halt, was soll ich machen.
Dann ist die Sonne wieder mal spektakulär untergegangen und was sehe ich, keine 50 Meter entfernt? Einen Wüstenfuchs traben! Das ist bestimmt derjenige, dessen Spuren ich heute mehrfach gesehen habe. Der See ist sein Revier.
Hach, das Leben ist schön.

18. Dezember 2023:
Nachts habe ich keine Tiere gesehen, aber das wäre Zufall gewesen. Ich bin sehr dankbar, dass sich mir der Wüstenfuchs gestern Abend gezeigt hat.

Das wird trotzdem ein abwechslungsreicher Tag! Erst fahre ich noch ein bisschen in dieser Landschaft herum, die wie eine Mischung aus Wildwest- und Marsgegend scheint.

Diesmal führt sogar die Piste zeitweise über versteinerten Meeresboden:
Als ich wieder auf der Asphaltstraße bin, schieben sich von Norden ein paar hohe Sanddünen aus der Nefudwüste nahe an die Fahrbahn heran. Ein kurzer Abstecher ist da schnell möglich und nach all dem Felsgestein ist das Besteigen so einer hellgelben Düne ein netter Kontrast:
Nur gut 100 Kilometer sind es bis zur nächsten Oase. Das kommt mir gut zupass, denn meine Vorräte neigen sich dem Ende zu. Tayma überrascht dann mit enormem Wasserreichtum und einer sehr modernen Infrastruktur. Alles scheint zwar ein wenig zu groß geraten, aber Platz und Geld hat man in Saudi-Arabien ja genug.
Mein erster Weg führt in die Altstadt, zum großen Brunnen der auch die Hauptattraktion der Oase bildet. Der Brunnen ist beeindruckend. Nicht nur ist er einer der größten der Welt, man hat ihn auch behutsam restauriert und die Räder an denen einst bis zu 70 Kamele gleichzeitig Wasser über Seile hochzogen sind auch noch vorhanden.

Praktischerweise befindet sich das beste Restaurant der Stadt gleich daneben.
Es geht hier sehr ruhig und gemächlich zu. Der letzte ausländische Tourist hier in der Oase war – so wird mir erzählt – ein Deutscher. Vor etwa einem Monat.

19. Dezember 2023:
Gestern Abend bin ich im Stockdunklen und auf’s Geratewohl ein wenig aus der Stadt gefahren um einen Schlafplatz zu finden an dem mich kein Muezzin um 5 Uhr morgens zum Gebet aufrufen wird.
Glück gehabt: Es ist gut hier. Nachtplatz Tayma Allerdings beginnt der Tag mit einem Negativ-Temperaturrekord dieser Reise: Kurz vor Sonnenaufgang hat es (auf 830m Höhe) Null Grad! Zwei Stunden später sind es in der Sonne bereits 33°C aber ich werde später den am wenigsten hässlichen Gebetsteppich kaufen den ich finden kann. Dann sieht Luxis Fußboden zwar aus wie eine verdammte Moschee aber ich hab wieder warme Füße 🙂

Aus Interesse fahre ich die schmale Ausfallstraße ein Stück weiter und komme nach etwa einem Kilometer an eine offenbar nagelneu eingerichtete Sehenswürdigkeit, den Tempel von Salm. Man hatte noch nicht Zeit, Schilder aufzustellen aber ein Visitor Center gibt es bereits. Da dies für mich die allererste Stadt in Saudi-Arabien ist an der praktisch gar nichts auf Englisch beschriftet ist – keine Geschäfte, nur die wenigsten Wegweiser – kann es natürlich sein, dass es auf Arabisch sehr wohl ausgeschildert ist. Nutzt mir halt nix.

Es gibt nicht sehr viel zu sehen, aber der Blick vom Tempel auf den Salzsee vor der Stadt ist nett.

Und nett, sogar sehr, ist auch die junge Dame im Visitor Center. Nein, ich korrigiere: Das heißt hier „Welcome Center“. Jedenfalls kann das Mädel ausgezeichnet Englisch und weil eh nichts los ist unterhalten wir uns lange und ausgesprochen gut. Ich sehe zwar außer der Augenpartie nichts von ihr, weil sie natürlich von der schwarzen Abaya verhüllt ist aber ihre Augen funkeln und blitzen ganz schön 🙂
Überhaupt ist mir schon aufgefallen, dass die Frauen hier relativ offen und neugierig auf mich reagieren, mich auch oft freundlich zuerst grüßen. Es geht also nicht so streng zu, relativ gesprochen, wie in anderen Teilen des Landes. Man sieht abends / nachts Frauen herumschlendern oder in Caféhäusern sitzen. Im schwarzen Gewand mit Niqab natürlich. Aber immerhin. Vielleicht hat das mit der langen Tradition von Tayma als wichtiger Karawanenstützpunkt zwischen dem Mittelmeerraum und der südlichen arabischen Halbinsel zu tun (die sogenannte“Weihrauchstraße“). Wo es über Jahrtausende immer Einfluss von außen gab, da ist man halt „offener“ als in Gegenden wo man nur bis zum Tellerrand schauen konnte. Wie gesagt, sehr relativ das alles.

Ich will gerade in einem Café in der Altstadt frühstücken gehen, da läuft mir ein älterer Herr über den Weg. Er stellt sich in gutem Englisch als Ahmed Alnajem vor, seiner Familie gehört seit 400 Jahren die halbe Gegend hier sagt er. Auch der große Brunnen, nur den habe er vor 2 Jahren an die Regierung verkauft, die damit groß die Werbetrommel für den Tourismus rühren will. 75 Millionen Rial, also knapp 20 Mio. Euro habe er dafür bekommen und mit dem Geld baut seine erweiterte Familie in den Palmgärten der Altstadt die verfallenden, traditionellen Lehmhäuser wieder auf und verwandelt sie in schicke Cafés und Restaurants. Er lädt mich zuerst in sein Gästehaus ein wo es Kaffee, Tee, Datteln und Früchte gibt. Was ich noch nie gesehen habe sind so Riesenzitronen, jede gut 5 mal so groß wie normale Zitronen.
Danach zeigt er mir die Palmgärten seiner Familie und ein paar der renovierten oder gerade im Umbau befindlichen Häuser. Es ist alles extrem geschmackvoll, ohne den üblichen arabischen Kitsch. Mir gefällt Tayma immer besser – das ist ein bisher vom internationalen Tourismus völlig unentdecktes Juwel.
Wir schlendern gemeinsam durch die Gärten und Gassen, sein Status ist offensichtlich; So gut wie jede/r dem wir begegnen grüßt ihn voller Hochachtung. Er praktisch jeden hier und man kennt ihn. Ein echter Scheich halt.

So richtig zum Frühstücken komme ich somit erst am frühen Nachmittag. Wir suchen ein Fischrestaurant und es geht recht einfach zu. Ungewohnt ist, dass wir uns aus dem Becken im Restaurant die Fische frisch fangen lassen… Fischresto Tayma … für den Salat als Beilage muss man aber in ein nahes Geschäft gehen. Dort gibt es die Zutaten wie Tomaten, Gurken, Zwiebel etc. fixfertig kleingeschnitten portionsweise in Plastiksackerln. Inzwischen wird der Fisch gebraten. Ahmed entschuldigt sich später für die Einfachheit, er würde ja nie auswärts essen weil seine Frau so gut kocht.

Wir verabreden uns dann für den nächsten Tag. Es soll morgen Nachmittag ein kleines Fest geben, mit Kamelen und Pferden. Auch einen guten Film gibt’s zu sehen, ich solle mir das ansehen. Passt mir gut, ich habe heute Morgen eh die Wäsche in eine pakistanische Laundry gegeben (kein Wort Englisch aber es war schon klar was ich wollte) und ich kann alles erst am Abend sauber und gebügelt nach dem Abendgebet abholen.
Ein paar Kleinigkeiten sind eh immer zu reparieren, unter anderem habe ich vor ein paar Tagen kleine Risse im Hilfsrahmen von Luxi festgestellt, da muss jemand her der gut Schweißen kann. Erst versuchen es ein paar Ägypter, aber die kriegen das nicht wirklich sauber hin. Ein junger Bangladeshi hingegen, der zieht eine Schweißnaht wie es sich gehört.
Danach komme ich gerade recht zum Sonnenuntergang in der Altstadt. Das ist wirklich eine Oase wie aus Tausendundeiner Nacht. Mit fortschrittlichen Vorteilen gegenüber Scheherazade’s Zeiten wie z.B. Kreditkartenakzeptanz.

20. Dezember 2023:
Als erstes erkunde ich den Salzsee, den ich gestern schon außerhalb der Stadt weiß schimmern gesehen habe. Nach einer halben Umrundung des Sees finde ich eine Stelle wo man gut ans „Ufer“ kommt. Luxi habe ich oberhalb des Salzsees geparkt und vorsichtig gehe ich los. Die Ränder sind noch relativ fest aber je weiter man hinausgeht desto tückischer wird der Boden: Unter einer dünnen Salzkruste verbirgt sich rutschiger Lehm. Vereinzelt haben sich kleine Wasserpfützen gebildet, die in der Sonne glänzen.

Es stellt sich heraus, dass das für heute angekündigte Fest erst morgen ist (heute oder morgen – so genau nimmt’s der Araber mit der Zeit nicht) und so lange will ich dann nicht warten. Los in Richtung meiner nächsten Offroad-Etappe!

21.-23. Dezember 2023:
Erst folge ich einer deutlichen Piste, große Tierspuren lassen mich an eine Hyäne denken. Die soll es ja vereinzelt hier geben. Aber hätte die nicht auch die Knochen des unglücklichen Kamels weggetragen? Oft sieht man Kamelknochen in der Wüste herumliegen, selten jedoch ist das Skelett so komplett erhalten wie dieses hier.

Es geht gut voran, die Wadis sind sandig aber nicht sehr weich. Selten schalte ich den Allrad zu, den Luftdruck habe ich nur minimal reduziert um die Schläge der Steine ein wenig abzufedern.

Schon bald aber komme ich in eine Gegend mit interessanten Sandsteinformationen und der einen oder anderen relativ steilen Sandabfahrt. Wie immer kommt die Steilheit des Hanges am Foto nicht wirklich ‚rüber.
… dann geht es wieder durch weite Reg-Ebenen, also Sandflächen mit feiner Kiesauflage.

Die Tage ähneln einander, oft fahre ich nur 30 oder 40 Kilometer, gehe aber sehr viel per pedes. Gleich nach Sonnenaufgang starte ich zu Fuß los, stundenlang, außerdem kraxle und marschiere ich immer wieder tagsüber um Felsgruppen zu erforschen. Manchmal, bei keiner oder sehr wenig Vegetation kann ich auch barfuß laufen. Wenn Gräser oder kleine Sträucher wachsen dann sind sie oft dornig oder sie haben stachlige Samen wie die Sahararose. Diese Samen verhaken sich wie Kletten in der Haut und steigt man auf sie drauf, ist das sehr schmerzhaft.

Ach ja, ich muß noch erzählen wie die Ameisenhaufen hier in der Wüste aussehen. Ameisen gibt’s hier nämlich fast überall. Nicht allzu viele, aber sie sind da. Die „Hügel“ haben sie unter die Erde verlegt um der Sommerhitze zu entgehen:Ameisenhügel Am letzten Tag habe ich großes Glück: In einem abgelegenen Tal finde ich ein großartiges Felsenfenster. Keine Anzeichen davon, dass das schon mal jemand entdeckt hätte. Keine Reifenspuren in der näheren Umgebung, nichts.
Ich nenne es „Needles Window“, weil man mit der richtigen Perspektive durch das Fenster hindurch die Felsnadeln der Umgebung sehen kann.

Später, einige Kilometer vor der Asphaltstraße dann das traurige Bild, es beginnt der übliche Müll. Praktisch jeder Araber hier wirft alles was er nicht mehr braucht aus dem Autofenster oder lässt seinen Plastik- und Dosenmüll vom Picknick an Ort und Stelle liegen. Die letzten zweieinhalb Tage war davon nichts zu sehen.
Hier, nahe der Straße und im „Naturschutzgebiet“ (!) Garameel trifft man wieder Menschen und deren Hinterlassenschaften. Nichtsdestotrotz gibt’s hier noch ein paar natürliche Highlights.
Auf der Asphaltstrasse fahre ich noch ein paar Dutzend Kilometer Richtung Al-Ula. Zwar habe ich den großen „Rainbow Arch“ schon vor genau einem Jahr gesehen, aber er ist so großartig, ich nehme den kurzen Umweg gerne in Kauf. Bei Sonnenuntergang ergibt das einen tollen Anblick, der Sundowner passt dazu.

24. Dezember 2023:
Etwa 50 Kilometer sind es noch bis Al Ula. Ich habe Lust auf ein paar schöne Restaurantbesuche und Abwechslung vom Wüstenleben.

Schon weit vor der Stadt – die eigentlich nur aus ein paar aneinandergereihten kleinen Oasenorten besteht – beginnen die Palmengärten. Mit dem Rot der hohen Felsen und dem satten Grün der Palmen ergibt das ein schönes Bild.

Es ist kurz vor Mittag als ich rechts ins Wadi Asheer abbiege. Hier befinden sich zwei Luxushotels und ein Konzerthaus mitten zwischen diesen typischen, hohen Sandsteinfelsen. Das Konzerthaus nennt sich Maraya Building und ist das größte vollverspiegelte Gebäude der Welt. Das möchte ich mir ansehen. Zuvor aber noch das Gate wo ein Wachmann nach meinem Begehr fragt. „Ich möchte im Banyan Tree Hotel zu Mittag essen“, sage ich. Ob ich denn eine Reservierung hätte? Ja, lüge ich. „Auf den Namen Abu Matz“. Der Schlagbaum geht hoch und ich bin drin im Wadi Asheer.
Wadi Asheer Ich hatte zwar keine Reservierung aber Essen möchte ich trotzdem eine Kleinigkeit und fahre zum Hotel. Dieses muss man sich so vorstellen, dass die „Zimmer“ luxuriösest eingerichtete, weit ausladende klimatisierte Zelte sind und sich somit sehr gut in die Landschaft einfügen. Nur die Lobby und das Restaurant sind flache, unaufdringliche „richtige“ Gebäude.
Der Parkplatz ist von einer Lehmmauer umgeben und somit stören auch die Autos das Landschaftsbild nicht weiter.

Was mich an dem Hotel stört ist, dass man nur französisches Evian-Wasser bekommen kann. Wie unsympathisch-dekadent ist das denn?
Wenn’s wenigstens französischer Wein wäre …

Anschließend fahre ich den knappen Kilometer zum Maraya Building und es ist wirklich höchst beeindruckend. Maraya Concert Hall Der nervige Typ in Uniform, der dauernd herumscharwenzelte und aufpasste dass ja niemand auf der Zufahrtsstraße stehenblieb oder sonst irgendwie etwas furchtbar verbotenes tat ist endlich verschwunden. So kann ich ungestört Bilder machen, auch von Luxi vor dem Gebäude.
Die Bühne wird derzeit fürs nächste Konzert umgebaut, die Fensterputzer sind täglich im Einsatz.

Hier in Al Ula sehe ich zum ersten Mal seit Muscat westliche Ausländer und abends nach einer Promenade im wiederaufgebauten Alt-Al-Ula mit schicken Cafés und Restaurants … AlUlaEarthman Hanno, einen sehr netten österreichischen Architekten, der hier in Saudi-Arabien ein spannendes Projekt mit Stampferde umsetzt.

25. Dezember 2023:
Zum Schlafen habe ich mich in einen Canyon verzogen und heute morgen erkunde ich ihn, natürlich zu Fuß. Der farbige Sandstein sieht manchmal aus wie Holzmaserung, es sind aber Sandsteinschichten.
Über weite Sandfelder, durch trockene Wadis, kleine Kraxeleien bergauf und durch enge Felsspalten bergab geht die Wanderung bis ich an einem Resorthotel wieder aus der Wildnis herauskomme. Auf dem Weg habe ich ungewöhnlich viele Jericho-Rosen (auch Hand der Fatima genannt) gesehen. Das sind diese Pflanzen die im vertrockneten Zustand Jahre überdauern können und gibt man ihr Wasser, beginnen sich die scheinbar toten Zweige zu entfalten und zu grünen.

Zum Sonnenuntergang fahre ich das kurze Stück zum übertrieben touristisch vermarkteten „Elephant Rock“. Hier gibt’s aber nur Cafés und so kehre ich zum Resort zurück wo es ein gutes japanisches Restaurant hat.

26.-27. Dezember 2023:
Noch ein Tag in Al Ula. Ich erkunde die Gegend und manchmal hat man den Eindruck, gleich könnte Lawrence von Arabien oder zumindest Winnetou um die Ecke reiten. Al Ula Unvermittelt treffe ich auf eine nagelneu geschobene Piste mitten in der Pampa. Auch hier entsteht irgendein neues Projekt, das in dieser archaischen Gegend doch recht futuristisch anmutende Visitor Center ist schon so gut wie fertig.

Abends noch ein feines Essen und dann mache ich mich auf in Richtung Rotes Meer. Heute ist es eh bewölkt, also ein guter Tag zum Fahren.
Kaum so richtig aus Al Ula draußen, stoße ich auf eine ottomanische Festung aus dem 18. Jahrhundert, Al-Faqir. Diese Festungen sollten die Pilgerwege aus Kleinasien nach Mekka sichern. Die Festung wird gerade eingezäunt.

Kurz darauf kommt mir ein LKW mit Innsbruck-Land Kennzeichen entgegen. Na sowas! Ich hüpf‘ in die Eisen und wende, auch die Tiroler sind stehengeblieben. Monika und Christian sind mit ihrem alten Mercedes-LKW auf einer ähnlichen Tour wie ich. Jetzt steuern sie Jordanien an um sich auch dieses Land anzusehen. Wir plaudern angeregt bei Tee und Keksen, tauschen Tipps aus.Monika und ChristianDann die Hiobsbotschaft: Die Route die ich für die Rückreise geplant hatte, nämlich über Jordanien in den Irak ist seit ein paar Wochen gesperrt! Das hatte ich glatt noch gar nicht mitbekommen.
Die irakischen Behörden halten das Risiko von Überfällen zwischen der jordanischen Grenze und Baghdad für zu groß. Ich weiß ja von der Hinreise, dass in dieser Ecke der sogenannte Islamische Staat zumindest Nachts das sagen hat. Bisher hatten die Irakis daher zumindest einen Konvoi bzw. schwer bewaffnete Begleitfahrzeuge zur Verfügung gestellt. Das ist jetzt passé.
Wieder einmal ist meine Reiseplanung über den Haufen geworfen.

Egal – ich fahre jetzt erst einmal weiter auf meiner Route Richtung Rotes Meer. Weit komme ich heute aber nicht mehr auf meiner guten, kaum befahrenen Landstraße.
In einem ruhigen Tal mit schönen ockerfarbigen Bergen mache ich Nachtrast, der fette Vollmond lacht mich aus.

28. Dezember 2023:
Auf Satellitenbildern habe ich unweit meiner Strecke ein paar Vulkane und ein großes Lavafeld entdeckt, das schaue ich mir natürlich an.

Glücklicherweise gibt es eine gut asphaltierte Zufahrtsstraße, die für zwei Dörfer mit je einem Dutzend Häuser angelegt wurde, die ersten 20 Kilometer sind daher schnell absolviert. Als die Straße in eine breite LKW-Piste aus Lavasand über geht, sitzt unweit ein ziemlich großer Geier. Leider fliegt er auf als ich ihn fotografiere.

Es muß hier kürzlich geregnet haben, Grün sprießt zwischen den Steinen und ich sehe einige Esel, Ziegen und Kamele mit ihren Hirten.

Dann beginnt das Lavafeld. Gut kann man sehen wie sich die glühendheiße Magma über die helleren Sandsteinfelsen gelegt haben muß, sie abgesehen von den Hügel- und Bergspitzen ertränkt hat.

Irgendwann biege ich auf eine schmale Piste ab, die tiefer in diese von Lavasand und Asche dominierte Welt führt. Das Thermometer zeigt knapp 49 Grad in der Sonne, es ist aber angenehm. Eine extrem trockene Hitze, zusätzlich weht eine leichte kühlende Brise in dieser Landschaft die wie von einem anderen Planeten wirkt.
Die grünen Sträucher geben dem Ganzen einen speziell farbigen Touch. Bald lasse ich Luxi stehen und wandere über den knirschenden, fast schwarzen Lavasand zu einem flachen Krater:Flacher Krater

In ein paar Kilometern Entfernung habe ich einen wunderbar gleichmäßig geformten Vulkankegel gesehen. Vielleicht läßt er sich ja besteigen?

Von Osten kommend scheint dieser Vulkan komplett aus feiner, dunkelgrauer Vulkanasche bedeckt. An seinem Fuß liegen wie vergessene Kanonenkugeln die während der Eruption in der Luft ausgekühlten Lavabrocken.
Als ich im Krater zuerst recht schnell an Höhe gewinne, zeigt sich, dass das Gestein im Inneren teilweise rötlich gefärbt ist. Wie schön! Und es gibt einen Krater im Krater.
Ab diesem Innenkrater wird das Stapfen sehr mühsam. Ein Schritt vor, ein halber oder ganzer Schritt zurück. Der Schutt ist sehr scharfkantig und gibt bei jeder Belastung sofort nach sodaß ich auf allen Vieren versuchen muss mein Gewicht zu verteilen. Trotzdem versinke ich oft bis über die Knöchel. Die optisch so solide wirkenden Steine und Felsen brechen bei der geringsten Berührung ab und ich muss aufpassen, dass mich keiner der von mir selbst losgetretenen Brocken am Fuß trifft. Hier in dieser Einsamkeit findet mich keiner wenn ich mir was brechen sollte.
Aber gut, ich hatte mir ja die „interessantere“ Aufstiegsroute selber ausgesucht.

An erkalteten Fumarolen vorbei erreiche ich schließlich doch den Kraterrand und die Aussicht ist genial.
Weil gerade kein Gipfelkreuz zur Hand baue ich ein Steinmännchen und genieße die Strahlen der Abendsonne im Rücken.
Übrigens: Laut dem Smithsonian Institute gab es hier im Sommer 2009 enorm viele Erdbebenschwärme und Risse bildeten sich im Boden. Die Menschen wurden aus den Orten der weiteren Umgebung evakuiert weil man einen Ausbruch eines der vielen Vulkane hier befürchtete.
Die Gegend ist also durchaus vulkanisch aktiv. Ein bissl zumindest. Luxi vor 'meinem' Vulkan

29. Dezember 2023:
Am Morgen will Luxi unbedingt auch im flachen Krater stehen wo ich gestern zu Fuß war. Natürlich kann ich ihm den Wunsch nicht abschlagen.

Dann geht’s zurück in die Zivilisation und etwa 120 Kilometer vor der Küste passiere ich ein hohes Gebirge, dann wird es immer grüner. Ab und zu regnen sich an diesen Bergen wohl ein paar Wolken ab.
Fast unmerklich steige ich von 600m auf Meereshöhe ab, dann bin ich in der Küstenstadt Yanbu am Roten Meer! Erster Stopp ist die Innenstadt, um den Hafen herum wird’s wohl ein paar Fischrestaurants geben. Bingo! Man renoviert die kümmerlichen Reste der Altstadt, immerhin gibt es eine kleine Flaniermeile und dort finden sich nette Cafés und Restaurants:
Schon lange nicht mehr hab‘ ich so guten, saftigen Grillfisch gegessen!

Kurz vor der Stadt hatte mein Tablet den Geist aufgegeben und läßt sich auch mit Tricks aus dem Netz nicht mehr starten. Da ich es als Navi nutze ist das reichlich blöd.
Die sehr freundlichen Saudis schicken mich aber bald zur richtigen Adresse wo sich ein noch netterer junger Mann des Problems annimmt. Das schwierigste war, das Tablet zu öffnen. Danach für ihn ein Kinderspiel.
Wir haben währenddessen natürlich per Google Translate „geplaudert“ und als ans Bezahlen geht, verweigert er standhaft. Nein, ich dürfe ihm nichts geben. Es sei eine Freude für ihn mir helfen zu können, Ersatzteile hätte er eh nicht gebraucht.

Zeit für ein neues Kapitel dieses Blogs? Finde ich auch. Hier geht’s weiter: https://www.maxblog.at/saudi-arabien-2023-2024-teil3-am-roten-meer/

Stay tuned … Fortsetzung folgt.

DIESER BEITRAG WIRD DERZEIT LIVE BEARBEITET !!!

Die folgende Karte beinhaltet die bisherigen Fahrten seit November 2023, gemäß GPS-Aufzeichnung.
Die Karte ist zoom- und verschiebbar.